Pneumologie 2020; 74(S 01): 34
DOI: 10.1055/s-0039-3403135
Posterbegehung (PO06) – Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Posterbegehung der Sektion Intensiv- und Beatmungsmedizin
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Verbesserung des Weaningpotentials durch begleitende therapeutische Maßnahmen in einer spezialisierten Wohngemeinschaft für invasiv beatmete Patienten

M Nafe
1   Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
,
A Witt
2   Team Außenklinische Beatmung, Ambulante Lungenzentren, Johannesstift Diakonie
,
B Wiesner
1   Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
,
C Grohé
1   Klinik für Pneumologie, Evangelische Lungenklinik Berlin
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Etwa ein Drittel der Patienten eines Weaningzentrums werden nach Ausschöpfung aller medizinischen Maßnahmen mit der Notwendigkeit der Fortführung einer invasiven Beatmung in die außerklinische Versorgung entlassen (Weaningkategorie 3c). Studien zeigen allerdings, dass durch frührehabilitative Maßnahmen mit intensivierter physio- und ergotherapeutischer sowie logopädischer Betreuung 2/3 dieser initial „nicht-weanbaren“ Patienten im weiteren Verlauf von der invasiven Beatmung entwöhnt werden konnten.

    Aufgrund dieser Erfahrungen eröffnete 2016 die „Team-Außerklinische-Beatmung-Wohngemeinschaft“ mit der Hauptaufgabe, durch intensivierte, spezialisierte fachpflegerische und therapeutische Betreuung mögliches Weaningpotential zu erkennen, zu fördern und umzusetzen. Das Therapiekonzept sieht eine wöchentlich stattfindende Betreuung durch ein multidisziplinäres Team (spezialisierte Beatmungspflegekräfte, Physio-/Ergotherapie, Logopädie, beatmungserfahrener Arzt) vor.

    Von 2016 – 2017 wurden 20 Patienten mit invasiver Beatmung aufgenommen (9 Frauen, 11 Männer, Durchschnittsalter: 70,6 Jahre). 10 Patienten (50%) wurden aufgrund ihrer fortgeschrittenen COPD beatmungspflichtig, 13 Patienten (65%) litten zusätzlich an mindestens 3 weiteren Erkrankungen und waren somit multimorbide. Innerhalb der zwei Jahre verstarben 8 Patienten (40%).

    10 der 20 initialen „Weaningversager“ (50%) konnten in der Beatmungs-WG so aufgebaut und gefördert werden, dass nach 4 bis 6 Monaten eine erfolgreiche Entwöhnung von der Beatmung im Weaningzentrum der Ev. Lungenklinik Berlin gelang und sie in die Häuslichkeit entlassen werden konnten. 2 Patienten (10%) blieben weiter langzeitbeatmet.

    Diese Ergebnisse unterstreichen die immense Wichtigkeit einer regelmäßigen Re-Evaluation des Weaningpotentials bei Weaningversagern. Hierzu ist neben der Anbindung an ein Weaningzentrum die weitere außerklinische Versorgung mit intensivierter fachpflegerischer und therapeutischer Betreuung sowie regelmäßigen ärztlichen Visiten zwingend notwendig. So gelingt eine Reduktion der invasiv beatmeten Patientenzahlen, die ebenso für die Lebensqualität der Patienten als auch aus ökonomischer Sicht für das Gesundheitssystem anzustreben ist.


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