Pneumologie 2020; 74(S 01): 52
DOI: 10.1055/s-0039-3403174
Posterbegehung (PO09) – Sektion Pneumologische Onkologie
Seltene thorakale Tumore und diagnostische Aspekte beim Lungenkarzinom
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pulmonale Manifestation eines Morbus Hodgkin

E Müllerová
1   Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin, Lausitzer Seenlandklinikum
,
K Wetzer
1   Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin, Lausitzer Seenlandklinikum
,
J Müller
2   Klinik für Viszeral-, Thorax-, Gefäß- und Kinderchirurgie, Lausitzer Seenlandklinikum
,
F Dietrich
3   Institut für Pathologie, Lausitzer Seenlandklinikum
,
G Niedobitek
4   Institut für Pathologie, Sana Klinikum Lichtenberg
,
U Schlichting
4   Institut für Pathologie, Sana Klinikum Lichtenberg
,
K Wetzer
1   Klinik für Pneumologie und Schlafmedizin, Lausitzer Seenlandklinikum
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Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Primäre extranodale, klassische Hodgkin-Lymphome (PEHL) zeigen bei der Erstdiagnose einen Organbefall ohne Nachweis befallener Lymphknoten. Ein PEHL mit Befall des Lungenparenchyms wurde beim M. Hodgkin bisher in der Literatur nur vereinzelt beschrieben. Mit der Fallvorstellung soll der diagnostische Weg und die Therapie aufgezeigt werden.

    Es handelt sich um einen 83-jährigen Patienten, der mit einer pulmonalen Raumforderung 03/2019 unter den Verdacht eines Bronchialtumors eingewiesen wurde. Klinisch bestand ein Reizhusten, keine B-Symptomatik. In der transbronchialen Biopsie wurden lymphozytäre Infiltrate aus B- und T-Lymphozyten nachgewiesen, keine eindeutige Malignität. Als Differenzialdiagnose wurde eine LIP (Lymphozytäre interstitielle Pneumonie) diskutiert. Es bestand ein mäßiger Pleuraerguss, zytologisch keine Malignität. Wir entschlossen uns zur Thorakoskopie mit dem Ziel der Histologiesicherung aus der Pleura und Lunge und gleichzeitiger Pleurodese. Intraoperativ bestand eine Pleurakarzinose.

    In der Pleurabiopsie zeigten sich Plasmazellen, histiozytäre Zellen, Lymphozyten meistens mit chromatinreichen kleinen unregelmäßig geformten Kernen, atypische blastäre Zellen, zytomorphologische Merkmale von Hodgkin- oder Reed-Strenberg-Zellen. Die blastäre Zellpopulation erbrachte eine deutliche Expression des CD30 Antigens, keine eindeutige Expression von CD15. In der EVER-in-situ-Hybrisierung konnte ein Nachweis von seltenen latenten Epstein-Barr-Viren erbracht werden.

    Im Verlauf kam es zu abdominalen Lymphomen und somit ergab sich ein Stadium IV A.

    In Anbedracht des Alters, 80 Jahre, therapierten wir nach dem modifizierten ABVD-Schema mit 2 Zyklen ohne Bleomycin bei Lungenbeteiligung, dieses wurde sehr gut vertragen vom Patienten. Nach zwei Zyklen erfolgte ein PET-MR. Im Schwächungs-MRT bekannte pulmonale Infarktresiduen, in der PET mit gering bis mäßigem Hypermetabolismus, a. e. Im Rahmen einer Abräumreaktion. Somit erfolgt die Gabe von vier weiteren Zyklen, um dann erneut zu klären, ob dann eine additive Strahlentherapie notwendig ist und auch funktionell möglich bei pulmonalen Befall.

    Der Fall zeigt, dass auch bei älteren Patienten eine umfangreiche Diagnostik und eine dem Alter angemessene Therapie erfolgreich vorgenommen werden kann.


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