Pneumologie 2020; 74(S 01): 109-110
DOI: 10.1055/s-0039-3403303
Posterbegehung (PO21) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Pneumologische Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Pulmonale Infektion mit Mycobacterium simiae als unerwünschte Arzneimittelwirkung durch Pembrolizumab – eine Fallstudie

T Wintermantel
Krankenhaus der Augustinerinnen Köln
,
S Blank
Krankenhaus der Augustinerinnen Köln
,
U Sommerwerck
Krankenhaus der Augustinerinnen Köln
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

    Das Mycobacterium simiae (M. simiae) ist eines von mehr als 150 bekannten nicht-tuberkulösen Mykobakterien (NTM). M. simiae ist eine seltene NTM-Spezies und konnte erstmalig 1965 bei Rhesusaffen isoliert werden. In der Literatur finden sich wenige beschriebene Fälle einer symptomatischen, atypischen pulmonalen Mykobakteriose mit M. simiae.

    Pembrolizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, welcher seit 2017 in Deutschland zur Monotherapie für die Erstlinientherapie des nicht-kleinzelligen Lungenkarzinoms (Non Small Cell Lung Cancer, NSCLC) mit hoher Tumor-PD-L1-Expression zugelassen ist. Pembrolizumab ist ein Immun-Checkpoint-Inhibitor, speziell PD-1-Inhibitor, welcher mittels rekombinanter DNA-Technologie hergestellt wird.

    Berichtet wird in dieser Fallstudie von einer 78-jährigen Patientin, welche unter der Therapie mit Pembrolizumab eine pulmonale Infektion mit M. simiae entwickelte. Zum Zeitpunkt des erstmaligen Nachweises von M. simiae bestand die Therapie mit Pembrolizumab für 12 Monate als Zweitlinientherapie bei einem Adenokarzinom des linken Lungenoberlappens (Stadium IVa).

    Die Patientin stellte sich aufgrund einer progredienten Dyspnoe seit mehreren Monaten verbunden mit produktivem Husten mit grünlichem Auswurf stationär in unserem Haus vor.

    In zwei konsekutiven bronchoalveolären Lavagen gelangen der Nachweis von M. simiae. CT-morphologisch fanden sich beidseitige progrediente Konsolidierungen der Oberlappen bei gleichzeitiger totaler Regredienz des Tumors. Wir leiteten nach intensiver infektiologischer Rücksprache eine (antibiotische) Dreifach-Therapie mit Moxifloxacin, Cotrimoxazol und Clofazimine ein. Die Immuntherapie wurde pausiert.

    Die vorliegende Fallstudie zeigt die Gefahr für das Auftreten von atypischen Mykobakteriosen mit M. simiae unter einer Therapie mittels PD-1-Inhibitoren. Vor diesem Hintergrund stellt sich auch die Frage nach der Notwendigkeit eines regelhaften und regelmäßigen entsprechenden Screenings von Patienten unter PD-1-Inhibitor-Therapie.


    #