Pneumologie 2020; 74(S 01): 111
DOI: 10.1055/s-0039-3403307
Posterbegehung (PO21) – Sektion Infektiologie und Tuberkulose
Pneumologische Infektiologie
Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Therapie einer Isoniazid-resistenten M.-tuberculosis-Infektion während des zweiten und dritten Trimenons der Schwangerschaft

D Tschausovsky
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
A Sellier
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
M Türkyilmaz
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
I Iordache
2   Klinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
K Rentz
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
QT Dinh
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
C Papan
3   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
S Becker
3   Institut für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
R Bals
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
,
C Lensch
1   Innere Medizin V, Pneumologie, Allergologie, Beatmungs- und Umweltmedizin, Universitätsklinikum des Saarlandes
› Author Affiliations
Further Information

Publication History

Publication Date:
28 February 2020 (online)

 
 

Hintergrund: M. tuberculosis war lange Zeit in Deutschland eher als eine Krankheit der Armen und geopolitisch nur noch in Entwicklungsländern anzutreffen. Doch neueste Zahlen des Robert Koch Instituts zeigen einen Anstieg um 26% in 2018 (5429 Fälle) im Vergleich zu 2010 (4302 Fälle) [1]. Darüber hinaus ist in der letzten Zeit immer wieder über multiresistente Stämme berichtet worden, die mit der klassischen Therapie (Isoniazid, Rifampizin, Ethambutol & Pyrozinamid) nicht mehr kontrollierbar sind [2].

Fallbericht: In unsere Klinik wurde eine 27-jährige Patientin aus der Abteilung für Gynäkologie in der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) verlegt, bei welcher eine M. Tuberculosis Infektion vermutet wurde. Eine Untersuchung der bronchoalveolären Lavage sicherte den PCR Nachweis einer Besiedlung. Anamnestisch war bei den Kindern der Frau bereits M. Tuberculosis festgestellt worden und die Patientin erhielt zuvor die übliche Chemoprophylaxe. Die Therapie der Kinder war bereits erschwert, da eine Isoniazid-Resistenz vorlag. Da anzunehmen war, dass bei der Patientin ebenfalls eine Resistenz besteht und eine Kultur mehr als 8 Wochen benötigt, um ein aussagekräftiges Ergebnis zu liefern, wurde mit einer Dreifachtherapie unter Verzicht von Isoniazid begonnen.

Angesichts der hohen Mortalität einer konnatalen/perinatalen Tuberkulose erfolgte eine engmaschige interdisziplinäre pneumologische, infektiologische und gynäkologische Betreuung. Die Datenlage bezüglich der Fetotoxizität ist eingeschränkt, aber bei eindeutiger Indikation wurde mit der Dreifachtherapie gewichtsadaptiert fortgeführt. Die Patientin konnte im Verlauf komplikationslos entbinden.

Schlussfolgerung: Eine Dreifachtherapie ist in der Schwangerschaft möglich, sofern eine engmaschige Kontrolle und interdisziplinäre Zusammenarbeit besteht. Trotz bekannter Gefahr der Fetotoxizität ist auch eine Therapie einer INH-resistenten Tuberkulose im 2. und 3. Trimenon möglich.


#