Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(01): 15
DOI: 10.1055/s-0040-100410
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Infektiologie – Pneumologie: Hämophilus-Impfung gegen Exazerbationen bei COPD / Bronchitis?

Peter Pommer
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Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau

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Publication Date:
12 January 2015 (online)

 

    Das Bakterium Hämophilus influenzae besiedelt bei vielen Menschen die Schleimhaut des Respirationstraktes, ohne Krankheitssymptome auszulösen. Bei Personen mit chronischer Bronchitis oder COPD können die Bakterien jedoch Exazerbationen verursachen. Ein oraler Hämophilus-Impfstoff soll den zugrundeliegenden Infektionen vorbeugen. Ob und inwiefern dies gelingt, untersuchten Teo et al.


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    Einleitung: Das Bakterium Hämophilus influenzae besiedelt bei vielen Menschen die Schleimhaut des Respirationstraktes, ohne Krankheitssymptome auszulösen. Bei Personen mit chronischer Bronchitis oder COPD können die Bakterien jedoch Exazerbationen verursachen. Ein oraler Hämophilus-Impfstoff soll den zugrundeliegenden Infektionen vorbeugen. Ob und inwiefern dies gelingt, untersuchten Teo et al.

    Studien: Die Autoren schlossen 6 verblindete randomisiert-kontrollierte Studien in das Review ein (n = 557). Alle Studien verglichen einen monobakteriellen Hämophilus-Impfstoff mit Placebo. Die Probanden waren Erwachsene mit rezidivierenden COPD- / Bronchitis-Exazerbationen. Sie erhielten in mindestens 3 Zyklen (2 Tabletten mit Totimpfstoff an 3 aufeinanderfolgenden Tagen) über einen Zeitraum von 3 bis 12 Monaten.

    Ergebnisse: Verglichen mit Placebo reduzierte die Impfung die Exazerbations-Inzidenz um 2,048 % (statistisch nicht signifikant). Das relative Risiko (RR) lag bei 0,97 (95 %-Konfidenzintervall [KI] 0,84-1,12; p = 0,68). Die Mortalitätsrate in den beiden Studienarmen unterschied sich nicht statistisch signifikant (Odds Ratio 1,62; 95 %-KI 0,63–4,12; p = 0,31). Die Besiedlung mit den Bakterien konnte nicht schlüssig erfasst werden, da die verwendeten Einheiten und Messverfahren in den analysierten Studien inkonsistent waren. 4 Studien bewerteten die Exazerbationsschwere mittels Antibiotikabedarf. 3 dieser Studien waren vergleichbar; es ergab sich ein statistisch signifikanter Mehrverbrauch in der Placebogruppe (RR 1,81; 95 %-KI 1,35–2,44; p < 0,0001). Die Rate an Krankenhauseinweisungen unterschied sich nicht statistisch signifikant. Nebenwirkungen traten in der Verumgruppe häufiger auf (statistisch nicht signifikant). Zwei Studien ergaben, dass bei Gabe des Impfstoffes die Lebensqualität nach 6 Monaten besser war.

    Die Autoren schließen, dass eine orale Hämophilus-Impfung weder Anzahl noch Schwere der Exazerbationen statistisch signifikant reduziert. Obwohl einzelne Studien bei insgesamt sehr gemischter Evidenz auch statistisch signifikanten Benefit zeigten, seien diese zu klein, um eine generelle Anwendung der Impfung zu befürworten.


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    Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau