Rofo 2020; 192(S 01): S134-S135
DOI: 10.1055/s-0040-1703505
Case-Report
Notfalldiagnostik/Intensivmedizin
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Vermeidliche Aerobilie nach Koronarangiografie: Ein teleradiologischer CT-Notfall

A Haenel
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
,
J Barkhausen
1   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein Campus Lübeck, Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin, Lübeck
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Publication Date:
21 April 2020 (online)

 
 

    Einleitung Die korrekte Interpretation radiologischer „Red-Flags“ kann für den Kliniker im Dienst eine Herausforderung darstellen. In dem hier geschilderten Fall überlebte der Patient trotz eines infaust erscheinenden CT-Befundes.

    Anamese Ein 41-jähriger Patient stellte sich notarztbegleitet in einem externen Klinikum vor, wo aufgrund eines akuten Vorderwandinfarktes mit präklinischem Kammerflimmern und Reanimation eine Koronarintervention mit PTCA und Stenting erfolgte. Bei anschließend über 8 Stunden progredienten abdominellen Beschwerden, wurde unsere Abteilung zur teleradiologischen Diagnostik konsultiert. Der Zuweiser berichtete, dass in einer bereits angefertigten Abdomenaufnahme in Linksseitenlage Spiegel und eine „Aerobilie“ aufgefallen seien und eine Laktatämie mit 7 mmol/l vorliege [Norm: 0,9 -1,7 mmol/l]. Wir entschieden uns für die Anfertigung einer abdominellen CTA in arterieller und portalvenöser KM-Phase. Hier zeigten sich portalvenöses Gas (PVG), eine Pneumatosis intestinalis (PI) nahezu des gesamten Dünndarms und rechten Hemikolons bei Thromben in der A. mesenterica superior und Truncus coeliacus. Nach sofortiger Verlegung in unsere Klinik erfolgte eine explorative Laparotomie bei akuter mesenterialer Ischämie. Intraoperativ entsprach das Ausmaß an Darmnekrosen dem CT-Befund. Es erfolgte eine Resektion von 90% des Dünndarms mit Anlage eines endständigen Jejunostomas und eine totale Kolektomie. Nach komplexem klinischem Verlauf konnte der Patient in die ambulante Weiterbehandlung entlassen werden.

    Diskussion PVG wurde initial als malignes Zeichen der Darmischämie im Röntgen beschrieben [1]. Im Gegensatz zur Aerobilie zeigt PVG ein eher peripheres hepatische Gasverteilungsmuster [2]. Inzwischen sind multiple Ätiologien, die mit PVG und PI in der CT einhergehen, bekannt. Einige davon erlauben ein konservatives Management [3]. Wenn aber, wie hier Röntgenbild, Klinik und Laborparameter zu einer Darmischämie passen, ist eine sofortige chirurgische Intervention geboten [4, 5].

    Quellen

    Siehe Abb.

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    Fig. 1

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    Fig. 1