Nuklearmedizin 2020; 59(02): 112
DOI: 10.1055/s-0040-1708186
Wissenschaftliche Vorträge
Gehirn: Transmitter, Rezeptoren & Stoffwechsel
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Für neurodegenerative Erkrankungen charakteristische Hirnstoffwechselmuster prädizieren die Lebenserwartung: Eine datengetriebene FDG-PET-Studie

J Walter
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
G Blazhenets
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
A Sörensen
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
F Schiller
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
M Boeker
2   Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg
,
JC Fostitsch
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
K Brüggemann
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
PT Meyer
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
,
L Frings
1   Universitätsklinikum Freiburg, Klinik für Nuklearmedizin, Freiburg
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 
 

    Ziel/Aim Bei neurodegenerativen Erkrankungen werden Prognosen der Überlebenszeit anhand klinischer Diagnosen gestellt. Dabei können typische Hirnstoffwechselmuster in der FDG-PET die Diagnostik unterstützen. Hier wurde der prädiktive Wert dieser Stoffwechselmuster allein – ohne klinische Information – untersucht.

    Methodik/Methods Retrospektiv analysierten wir monozentrische Daten von 1317 Patienten, die von 2008 bis 2018 zur Diagnostik einer neurodegenerativen Erkrankung eine FDG-PET erhalten hatten und deren Vitalstatus 2019 beim Landesmelderegister Baden-Württemberg abgefragt werden konnte. Mittels multinomialer logistischer Regression erfolgte anhand des Hypometabolismus in typischen VOIs eine automatisierte, Beobachter-unabhängige Zuordnung zu den Gruppen kortikobasale Degeneration/progressive supranukleäre Blickparese (CBD/PSP), Alzheimer-Erkrankung (AD), Lewy-Körper-Erkrankung (LBD), Frontotemporale Demenz (FTD), Multisystematrophie (MSA) und Andere. Die Überlebenszeit nach PET wurde mittels Cox-Regressionen alters- und geschlechtsadjustiert zwischen diesen Gruppen verglichen.

    Ergebnisse/Results Das mediane Follow-up betrug 4.47 [95 % C.I. 2.58-7.34] Jahre, 378 Patienten (29  %) verstarben. In der Gruppe mit CBD/PSP-typischem Hypometabolismus (medianes Überleben 5,4 Jahre) war das Mortalitätsrisiko signifikant höher als in den Gruppen Andere (medianes Überleben nicht erreicht, HR 2,2 [1,5-3,0], p < 0,0001), AD (8,0 Jahre, HR 2,1, p = 0,0002), FTD (8,8 Jahre, HR 1,7, p = 0,03) und LBD (7,5 Jahre, HR 1,8, p = 0,0006), aber nicht höher als bei MSA (medianes Überleben nicht erreicht, HR 1,2, p = 0,66). Weitere signifikante Gruppenunterschiede zeigten sich nicht.

    Schlussfolgerungen/Conclusions Charakteristische Stoffwechselmuster allein – ohne weitere klinische Informationen – haben einen prognostischen Wert für das Überleben: Bei CBD/PSP-ähnlichem Hypometabolismus besteht ein erhöhtes Mortalitätsrisiko.


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