Nuklearmedizin 2020; 59(02): 191
DOI: 10.1055/s-0040-1708419
Wissenschaftliche Poster
Neurologie II
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Multimodale Bildgebung der zerebralen X-ALD mit [ 18 F]Florbetaben-PET/MRT

T Gerhards
1   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Leipzig
,
M Rullmann
1   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Leipzig
,
J Claßen
2   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Leipzig
,
KT Hoffmann
3   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Radiologie, Leipzig
,
M Patt
1   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Leipzig
,
W Koehler
2   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Neurologie, Leipzig
,
O Sabri
1   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Leipzig
,
H Barthel
1   Uniklinik Leipzig, Klinik und Poliklinik für Nuklearmedizin, Leipzig
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Publication History

Publication Date:
08 April 2020 (online)

 
 

    Ziel/Aim Bei der X-chromosomal vererbten zerebralen Verlaufsform der Adrenoleukodystrophie (X-ALD) kommt es durch Myelinisierungsstörungen und teilweise begleitende Autoimmunreaktionen zum Untergang an weißer Hirnsubstanz (WM). Die MRT ist der aktuelle Goldstandard in der Bildgebung dieser Erkrankung, stellt jedoch keine Myelin-spezifische Bildgebung dar. [18F]Florbetaben bindet neben dem eigentlichen Target auch an Myelin und erlaubt somit möglicherweise eine spezifischere Bildgebung dieser WM-Erkrankung. Das Ziel dieser Pilotstudie war daher die erstmalige Untersuchung der zerebralen Variante der X-ALD mittels Hybrid-[18F]Florbetaben-PET/MRT.

    Methodik/Methods Wir untersuchten 5 männliche Patienten (mittleres Alter 41,6y ± 12,1y) mit einer X-ALD. Nach Applikation von ca. 300MBq [18F]Florbetaben wurden simultane PET/MRT (Biograph mMR)-Aufnahmen akquiriert: PET- Früh (SUVRs zu Blutfluss)-, Spät (SUVRs zu WM-Myelin)-Aufnahmen, DTI (FA-Werte zu WM-Myelin). Die Bilddaten der WM wurden regional über den JHU-WM-Traktographie - Atlas (48 VOIs) und voxelweise nach Standardisierung über eine SPM-Auswertung mit einer geschlechts- und altersentsprechenden Kontrollgruppe (n = 12) verglichen.

    Ergebnisse/Results Insgesamt wiesen in der DTI 28 % und in der späten PET 20 % der VOIs ein pathologisches Signal (<2SD) auf. Die SPM-Analyse zeigte darüber hinaus eine reduzierte FBB-Bindung in der späten PET-Phase in Regionen ohne DTI- bzw. strukturelle Ausfälligkeiten. Assoziationsanalysen ergaben, dass der MR-morphologische LOES-Score, die FA und die späte PET unabhängige Informationen lieferten (r = 0.29 bis -0.68; p = 0.21 bis 0.22).

    Schlussfolgerungen/Conclusions Die Myelin-sensitive [18F]Florbetaben-PET-Bildgebung scheint einen wertvollen Zusatzbeitrag zum in vivo-Verständnis und zur Charakterisierung der X-ALD zu leisten, was in Zukunft auch ein verbessertes longitudinales Monitoring (nach allogener Stammzelltransplantation oder Gen-modulierenden Therapien) erlauben könnte. Entsprechende Studien mit größeren Fallzahlen sind daher gerechtfertigt.


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