Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 382-383
DOI: 10.1055/s-0040-1709283
„Best of the Best“: Die fünf besten Abstracts als freie Vorträge
Freitag, 11. Dezember 2020 9.15 Uhr, Saal K1/2

Das Berner Gestationsdiabetes (GDM) Projekt: Ersttrimester glykosyliertes Hämoglobin (HbA1c) kombiniert mit maternalen Charakteristika in der Prädiktion von GDM

S Amylidi-Mohr
1   Department of Obstetrics and Gynecology
,
C Lang
1   Department of Obstetrics and Gynecology
,
B Mosimann
1   Department of Obstetrics and Gynecology
,
GM Fiedler
3   Center of Laboratory Medicine, University Institute of Clinical Chemistry Bern University Hospital, University of Bern
,
D Surbek
1   Department of Obstetrics and Gynecology
,
C Stettler
2   Department of Endocrinology and Diabetes
,
L Raio
1   Department of Obstetrics and Gynecology
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Die Inzidenz vom Gestationsdiabetes (GDM) hat weltweit nicht nur wegen eines angepassten Screeningkonzepts zugenommen, sondern auch wegen einer steigenden Prävalenz von vorbestehenden metabolischen Krankheiten auch bei Schwangeren. Wir konnten zeigen, dass ein frühes Screening in einem Risikokollektiv basierend auf das HbA1c hilfreich war, solche mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines GDM zu erfassen. Ziel der vorliegenden Studie war es, in einer nicht selektionierten schwangeren Bevölkerung das HbA1c ebenfalls als Frühprädiktor für GDM eingesetzt werden kann.

    Methoden und Patientinnen/Materialien In dieser prospektiven Studiewurde bei Schwangeren im ersten Trimenon (ET) ein HbA1c und auch ein Gelegenheits-Blutzuckerwert (GBZ) abgenommen. Entsprechend den nationalen Empfehlungen erhielten alle Frauen einen 75g oralen Glukosetoleranztest (oGTT) zwischen 24+0 und 28+0Wochen. Das ET HbA1c und der GBZ wurden zwischen Frauen mit und ohne Diagnose eines GDM verglichen. Parametrische und nicht-parametrische Testverfahren, ROC-Analysen kamen zu Anwendung. Zusätzlich wurde auch der Einfluss maternale Charakteristika mittels multivarianter Regressionsanalyse untersucht.

    Ergebnisse Wir konnten 735 Frauen einschließen. Das mediane (range) Gestationsalter bei Einschluss war 9 4/7 (7 1/7-13 2/7) Wochen. Die Prävalenz eines GDM war 119/735 (14.8 %). Schwangere mit GDM wiesen höhere ET-HbA1c (5.26 ± 0.35 % vs. 5.10 ± 0.27 %; p < 0.0001) und auch GBZ Werte (4.63 ± 0.94 mmol/l vs. 4.20 ± 0.76mmol/l: p = 0.0002) auf. Die multivariate Analyse zeigte, dass der BMI vor der Schwangerschaft, ein Zustand nach GDM und eine positive Familienanamnese für Diabetes unabhängige Variablen für die Prävalenz eines GDM darstellen. Die kombinierte ROC Analyse ergab eine AUC von 0.76 [95 % CI 0.70–0.81); p < 0.001]. Schwangere mit einem ET-HbA1c im Bereich vom Prediabetes (HbA1c ≥ 5.7 %) hatten eine höhere GDM Inzidenz (46 % vs. 13 %; OR 5.5, p < 0.0001). Ein ET-HbA1c Wert ≥ 6 % wies eine Spezifität und Sensitivität von 100 % auf für einen GDM.

    Diskussion Unsere Studie zeigt, dass ähnlich dem multimodalen, ultraschallbasierten Ersttrimester-Screening für Trisomien oder Präeklampsie auch das Screening nach dieser wichtigen metabolischen Störung bereits im ersten Trimenon perfektioniert und einfach implementiert werden kann. Adäquate, randomisierte Interventionsstudien sollen zeigen, ob ein solches, frühes Screening mit Intervention tatsächlich das Outcome kurz- und auch langfristig zu beeinflussen vermag.


    #

    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

    © 2020. Thieme. All rights reserved.

    Georg Thieme Verlag KG
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany