Z Geburtshilfe Neonatol 2020; 224(06): 394
DOI: 10.1055/s-0040-1709318
Poster

Posteriore Sakkulation des Uterus im 2. Trimenon

A Handke-Vesely
Universitätsfrauenklinik Ulm, Sektion Geburtshilfe, Sektion Innere Medizin I
,
E Zizer
Universitätsfrauenklinik Ulm, Sektion Geburtshilfe, Sektion Innere Medizin I
,
W Janni
Universitätsfrauenklinik Ulm, Sektion Geburtshilfe, Sektion Innere Medizin I
,
F Reister
Universitätsfrauenklinik Ulm, Sektion Geburtshilfe, Sektion Innere Medizin I
,
B Hüner
Universitätsfrauenklinik Ulm, Sektion Geburtshilfe, Sektion Innere Medizin I
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    Einleitung In 15 % der Schwangerschaften ist der Uterus retroflektiert. In der Regel richtet sich dieser ab der 14. SSW auf. Bei der posterioren Sakkulation bleibt dies aus, und der Fundus persistiert im kleinen Becken. Ursächlich sind Adhäsionen, Endometriose, Uterusanomalien, Voroperation im kleinen Becken, Leiomyome oder eine tiefe Kreuzbeinhöhle mit darüberliegendem Promontorium. Eine Uterusinkarzeration tritt in 0.03 % aller Schwangerschaften auf. Die veränderte Anatomie täuscht oft eine Plazenta praevia vor. Unspezifische Symptome wie rektales Druckgefühl, Obstipation oder Harnretention erschweren die Diagnose. Spontane Aborte, vorzeitige Wehentätigkeit und operative Komplikationen im Rahmen einer Sectio sind die Folgen. Die Diagnose wird durch vaginale Untersuchung, Sonographie und MRT gestellt.

    Fall Bei einer 30-jährigen Erstpara mit posteriorer Sakkulation in der 20 + 4 SSW misslang der initiale Versuch einer manuellen Aufrichtung in Intubationsnarkose. Nach Ausschluss von Adhäsionen und größeren Myomen mittels MRT-Becken erfolgte die koloskopische CO2-Insufflation und Hervorluxieren des Uterus mittels flexiblem Rektoskop und vaginal digitaler Aufrichtung des Fundus. Es kam dann zur spontanen Frühgeburt nach Blasensprung in der 35. SSW.

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    Abb. 1 MRT 20 SSW vor der Aufrichtung

    Therapie Einen Goldstandard gibt es nicht. Die frühzeitige Diagnose und das Verständnis für die veränderte Anatomie sind entscheidend, um iatrogene Komplikationen im Rahmen einer Sectio zu vermeiden. Die Aufrichtung des Uterus kann zunächst manuell in Analgesie durchgeführt werden ggf. mit Pessareinlage. Bei Misserfolg ist die koloskopische CO2-Insufflation kombiniert mit digital vaginalem Hochschieben eine weitere Option. Als ultima ratio bleibt die laparoskopische oder laparotomische Aufrichtung. Persistiert die Inkarzeration, muss eine Sectio mit 36 SSW mit Längslaparotomie periumbilical durchgeführt werden. Die Resektion großer Myome kann zur spontanen Aufrichtung des Uterus führen.

    Fazit Eine posteriore Sakkulation des Uterus ist eine seltene Komplikation in der Schwangerschaft. Bei rezidivierendem Harnverhalt im 2. Trimenon sollte an diese Differenzialdiagnose gedacht werden. Zur Therapie eignet sich die manuelle Aufrichtung gegebenenfalls mit koloskopischer C02-Insufflation und ggf. Pessareinlage, oder bei großem Myom die frühzeitige Enukleation. Bei erfolgreicher Aufrichtung ist eine Schwangerschaftsprolongation mit Spontangeburt, wie in unserem Fall, möglich.


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    Publication History

    Article published online:
    04 December 2020

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    Abb. 1 MRT 20 SSW vor der Aufrichtung