CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2020; 99(S 02): S227
DOI: 10.1055/s-0040-1711854
Abstracts
Otologie

Ist das Kinetoserisiko in zukünftig autonom fahrenden Autos geringer?

U Schönfeld
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für HNO-Heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Berlin
,
A Pudszuhn
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für HNO-Heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Berlin
,
Marie-Anne Heiss
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für HNO-Heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Berlin
,
V Hofmann
1   Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für HNO-Heilkunde, Campus Benjamin Franklin, Berlin
,
S Müller
2   Technische Universität Berlin, Institut für Land- und Seeverkehr, Fachgebiet Kraftfahrzeuge, Berlin
› Author Affiliations
 
 

    Das Kinetoserisiko bei einer Autofahrt hängt von der individuellen Sensibilität, dem Fahrstil der Fahrers und der Funktion/Sitzposition im Fahrzeug ab. Der Fahrstil des Fahrers wird in autonom fahrenden Autos von einer Software übernommen und die Insassen werden alle zu passiven Beifahrern. Die Möglichkeit, als aktiver Fahrer mit geeigneten kompensatorischen Gegenmaßnahmen das Risiko zu minimieren, entfällt. Vorgaben für die Automobilindustrie können nur über medizinische Fachkenntnisse der Physiologie der Gleichgewichtsorgan und dem Sinneskonflikt (visuell-vestibulär bzw. innerhalb des Labyrinths) erfolgen.

    In einer Fragebogenaktion unter 500 zufällig ausgewählten Personen (weiblich 48 %, männlich: 52 %) wurden die Häufigkeit grundlegender Kinetoseprobleme im Auto und der Einfluss typischer Fahrsituationen erfragt.

    Autofahrten verursachen im Vergleich zu Zugfahrten deutlich häufiger Kinetosesymptome. Häufiger Spurwechsel oder Kurvenfahrten oder auch häufiges Bremsen und Beschleunigen wird ähnlich kritisch wie eine Schiffreise mit leichtem Seegang oder einem turbulenten Flug eingeschätzt. Die kurvige Bergfahrt wird sogar genauso kritisch wie ein Kettenkarussel oder starker Seegang gesehen. Übelkeit tritt beim Autofahren bei 46 % der Befragten auf (19 % häufig oder immer) und ein Erbrechen gaben 19 % der Befragten mindestens als selten auftretend an. In bestimmten Fahrsituationen ist der Leidensdruck bei Frauen um bis zu dreifach höher als bei Männern. Lesen während der Fahrt führt im Durchschnitt ca. 5 fach häufiger zu Kinetosen als in der aktiven Fahrerfunktion.

    Das Ziel "im Auto lesen anstatt selbst fahren" funktioniert nur, wenn die Bewegungen der Situation im Zug angenähert werden. Experimentelle Studien zur Definition gering belastender Fahrmanöver werden folgen.

    Poster-PDF A-1941.PDF


    #
    Dr. rer.-medic. Schönfeld Uwe
    Charité Universitätsmedizin Berlin, Klinik für HNO-Heilkunde, Campus Benjamin Franklin
    Hindenburgdamm 30
    12200 Berlin

    Publication History

    Article published online:
    10 June 2020

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