Tierarztl Prax Ausg G Grosstiere Nutztiere 2020; 48(03): 198
DOI: 10.1055/s-0040-1713023
Vorträge
Groß- und Nutztiere

Mutwillige Tötung eines Schafs mit einem Feuerlöscher: Fallbericht sowie experimentelle Rekonstruktionsversuche

M Peters
1   Chemisches und Veterinäruntersuchungsamt Westfalen, Arnsberg
,
P Wohlsein
2   Institut für Pathologie, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Mutwillige Tötungen von Wirbeltieren ohne vernünftigen Grund sind tierschutzrechtlich verboten.

    Material und Methoden Ein mutwillig mit einem Pulverfeuerlöscher (6 kg, Füllungsdruck: 15 bar) getötetes, weibliches Schaf wurde obduziert und histologisch untersucht. Zur Rekonstruktion des Tathergangs und zum Verständnis des Läsionsprofils wurden Versuche an verendeten Schafen durchgeführt.

    Befunde Die größten Pulvermengen fanden sich in den Pleuralhöhlen und im oberen Verdauungstrakt bis zum Pansen. In den tiefen Atemwegen waren geringe Pulvermengen nachweisbar. Es bestanden Rupturen von intrathorakalem Ösophagus, Pansen und Bauchwand. Pulver war auch im Rektum und Genitale des getöteten Schafs nachweisbar. Rupturen von Pansen und Bauchwand, nicht aber des Ösophagus traten nach intraösophagealer Applikation von Pulver eines baugleichen Feuerlöschers auf. An isolierten Ösophaguspräparaten wurden Rupturen bei Drücken von < 1 bar induziert.

    Schlussfolgerung Todesursache des Schafs war ein Barotrauma mit vermutlich reflektorischem Herzstillstand, denn ein Erstickungstod erscheint aufgrund der geringen Pulveransammlungen in der Lunge wenig wahrscheinlich. Der beschriebene Fall weist Parallelen zu selten beschriebenen Unfällen und Suiziden durch Feuerlöscher beim Menschen auf.


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    06. Juli 2020

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    Stuttgart · New York