Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(06): 4
DOI: 10.1055/s-0040-1713197
Abstracts Endokrinologie & Reproduktionsmedizin

Tief infiltrierende Endometriose: Vergleich der sonographischen versus operativen Evaluierung mittels ENZIAN Score

G Hudelist
,
E Montanari
,
B Dauser
,
Z Nemeth
,
J Keckstein
 
 

    Fragestellung: Vergleich einer präoperativen (Vaginalsonographie, TVS) versus intraoperativen Evaluierung des ENZIAN Scores bei Patientinnen mit tief infiltrierender Endometriose (TIE).

    Methodik: Vergleich von TVS und konsekutivem operativem Staging der TIE mittels ENZIAN Klassifikation bei Patientinnen mit operativer Therapie der TIE (Endometriosezentrum Barmherzige Brüder Wien).

    Ergebnisse: Von 2017 – 2019 wurden Daten von 195 Frauen analysiert. Die präoperativen, TVS basierten Voraussagen der Schweregrade der TIE-Läsionen entsprechend der ENZIAN Klassifikation wurden in den meisten Fällen intraoperativ bestätigt, wobei der Anteil an exakten Übereinstimmungen je nach ENZIAN Kompartiment (A, B, C) und evaluierter Läsionsgröße variiert. Der höchste Anteil an exakten Übereinstimmungen fand sich im Kompartiment C (Rektum und Sigmoid), wo 86% aller TVS C3 Läsionen als solche bestätigt wurden. Auch in Kompartiment A (Vagina, Septum rectovaginale) wurden die mittels TVS vorausgesagten Schweregrade in einem Großteil der Fälle intraoperativ bestätigt. Etwas niedriger als in den anderen Kompartimenten waren die Anteile an exakten Übereinstimmungen bei ENZIAN Kompartiment B (Uterosakralligamente, Parametrien). Hier wurde auch die höchste Rate an falsch negativen TVS Befunden beobachtet. Allgemein zeigte sich bei den nicht übereinstimmenden Läsionen eher eine Unterschätzung der Läsionsgröße um einen Schweregrad (ENZIAN Schweregrade 1 – 3) im Vergleich zum intraoperativen Befund. In ENZIAN Kompartiment FB (Harnblase) wurden 91% der in der TVS gesehenen Läsionen sowie 98% der Fälle ohne Läsionen in der TVS intraoperativ bestätigt.

    Die Sensitivitäten und Spezifitäten für die Detektion von Endometrioseläsionen in den einzelnen ENZIAN Kompartimenten waren ebenfalls hoch (84 – 92% bzw. 73 – 99%). Die genaue Zuordnung zu einzelnen Schweregraden war erwartungsgemäß etwas schwieriger, weshalb die Sensitivitäten und Spezifitäten für die Detektion einzelner Läsionsgrößen entsprechend niedriger waren (53 – 77% bzw. 68 – 94%).

    Schlussfolgerung: Das präoperative TVS Staging der TIE mittels ENZIAN Score ist eine sehr gute Methode zur nicht-invasiven Bestimmung der Lokalisationen und Läsionsgrößen der TIE, speziell bei Beteiligung der Kompartimente A, C und FB.


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    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenskonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    02 June 2020

    Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York