Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1713976
Gynäkologische Onkologie

Fallvorstellung einer großen solitären Krukenbergmetastase des Ovars als Erstmanifestation eines metastasierten kolorektalen Adenokarzinoms in graviditate

M Uhde
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
F Schochter
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
N deGregorio
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
F Reister
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
W Janni
Universitätsfrauenklinik Ulm
,
A deGregorio
Universitätsfrauenklinik Ulm
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung: Malignome in der Schwangerschaft sind mit einer Inzidenz von etwa 1 : 1000 beschrieben, wobei sowohl ovarielle als auch kolorektale Karzinome einen hiervon extrem geringen Prozentsatz darstellen und nicht einmal unter den fünf häufigsten Entitäten zu finden sind. Die Detektion und Behandlung stellen für das ärztliche Team somit eine große Herausforderung dar. Wir möchten den Fall einer 39jährigen Patientin vorstellen, die in der 31. Schwangerschaftswoche mit großem Ovarialtumor symptomatisch wurde.

    Fallvorstellung: Eine 39jährige IVG IIP stellte sich erstmals in der Kreißsaalambulanz in 30 + 3 SSW mit progredienten Unterbauchbeschwerden bei anamnestisch bekannter Ovarialzyste links vor, geburtshilfliche Ursachen der Beschwerden konnten ausgeschlossen werden. Die bekannte Zyste zeigte sich sonographisch im Vergleich zur Voruntersuchung (7x9 cm) größenprogredient mit 9x15 cm, zudem zentral nekrotisch mit peripher soliden Anteilen und vermehrter Perfusion, zwar malignitätsverdächtig, aber nicht ovarialkarzinomtypisch. Im durchgeführten MRT bestand weiterhin der harte Verdacht auf Malignität, sodass eine Lungenreifeinduktion verabreicht wurde und in 32 + 3 SSW geplant die Sectio kombiniert mit einer zytoreduktiven Staginglaparotomie unter der Verdachtsdiagnose eines primären Ovarialneoplasmas durchgeführt wurde. Im Schnellschnitt bestätigte sich die Diagnose eines Adenokarzinoms im linken Ovar, sodass die OP in ovarialkarzinomtypischer Weise mit Hysterektomie, Adnexektomie beidseits, Appendektomie, Omentektomie, pelviner und paraaortaler Lymphonodektomie fortgesetzt wurde. Zudem zeigte sich palpatorisch ein relativ kleiner Sigmabefund, der mittels Sigmaresektion und End-zu-End-Anastomose entfernt wurde. Nach eingehenden pathologischen und immunhistochemischen Untersuchungen war dieser im Endeffekt als Primarius zu werten, sodass die Patientin nach komplikationslosem Heilungsverlauf unter der abschließenden Tumorformel pT4a, pN2a (4/83), pM1a (Ovar) eine adjuvante Chemotherapie nach FOLFOX erhielt. Anamnestisch waren bis auf eine im Rahmen der Schwangerschaft als unauffällig gewertete zunehmende Obstipationsneigung zuvor niemals Dyschezie, Hämatochezie, B-Symptomatik oder sonstige für ein kolorektales Malignom sprechende Symptome aufgetreten.

    Diskussion: In unserem Fall war die Metastase deutlich größer als der Primarius gewesen. Auch in graviditate müssen differentialdiagnostisch seltene maligne Entitäten in Betracht gezogen werden. Erschwert wird die Diagnostik zudem durch je nach Schwangerschaftswoche variabel veränderte anatomische Verhältnisse, Abweichen von klassischer Symptomatik und/oder atypischen Metastasierungswegen. Es besteht außerdem die Gefahr, weiterführende Diagnostik aufgrund der Schwangerschaft zu spät oder gar nicht einzusetzen.


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    Publication History

    Article published online:
    14 July 2020

    Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York