Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1713996
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Fallvorstellung: Blasensprung in der 12. SSW, extreme Prolongation bei persistierendem Oligohydramnion

A Horky
1   Klinik Hallerweise, Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg
,
K Regner
1   Klinik Hallerweise, Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg
,
F Löwenberg
2   Neonatologie und Kinderintensivmedizin, Cnopfsche Kinderlinik, Nürnberg
,
J Finke
1   Klinik Hallerweise, Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg
,
S Rauber
1   Klinik Hallerweise, Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg
,
M Schälike
3   MVZ Pränatal, Pränatalmedizin, Gynäkologie und Genetik
,
F Kainer
1   Klinik Hallerweise, Abteilung Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Nürnberg
› Author Affiliations
 
 

Fallvorstellung: 30-jährige G2P1, Z. n. unkompliziertem Spontanpartus bei reifem Kind, mit bestätigtem vorzeitigem Blasensprung in der 12. Schwangerschaftswoche und sonographisch persistierendem Oligohydramnion stellte sich in der 18 + 6 SSW in unserem Haus zur Beratung und Mitbetreuung vor. Eine intakte Schwangerschaft ohne Anhalt für Organfehlbildung und persistierender Oligohydramnion wurden dargestellt (Single-Depot von 1 cm). Nach mehrfacher multidisziplinärer Beratung entschied sich die Patientin für ein konservatives, abwartendes Vorgehen mit engmaschiger Kontrolle von laborchemischen Untersuchungen. Mit 24 + 1 SSW wurde prophylaktische RDS-Prophylaxe durchgeführt und auf Wunsch der Schwangeren liefen weitere engmaschige Kontrollen ambulant. Diese zeigten weiterhin eine unauffällige laborchemische Untersuchung, ein positives Wachstum des Fötus bei einem persistierendem Oligohydramnion und unverändert positiver Bestätigung des PPROM. Mit 30 + 0 SSW begann die spontane Wehentätigkeit mit daraus folgender vaginaler Entbindung. Postpartal erfolgte binasale CPAP-Anlage, im Verlauf auch Surfactantgabe und Intubation bei zunehmendem O2-Bedarf. Extubation erfolgte bei rückläufigem Sauerstoffbedarf am 3. Lebenstag. Eine Sonographie des Schädels postpartal zeigte eine periventrikuläre Leukomalacie mit zystisch umgebautem Gewebe. Eine MRT-Untersuchung des Schädels steht zum aktuellen Zeitpunkt noch aus. Neben milden Kontrakturen in den Ellenbogen und Klumpfußstellung rechts sind keine Skeletauffälligkeiten nachweisbar.

Diskussion: Ausführliche Beratung der Schwangeren und ihrer Angehörigen ist aufgrund der niedrigen Zahl an Publikationen deutlich erschwert, da diese Zahlen entsprechend der Schwangerschaftswoche senken. Eine deutsche retrospektive Studie [1] zeigte durchschnittliche Verlängerung der Schwangerschaft von 80,9 Tagen (vorzeitiger Blasensprung 14 + 6 SSW und 19 + 0 SSW). Die Fruchtwassermenge beeinflusst stark den Entbindungstermin/Prolongation und neonatale Outcomes [2] Langzeitstudien zum Thema vorzeitiger Blasensprung vor der Grenze der Lebensfähigkeit und persistierendes Oligohydramnions und der Outcomes von Neugeborenen und weiteren Entwicklung der Kinder fehlen derzeit.

Schlussfolgerung: Für eine optimale Versorgung, Beratung und Mitbetreuung der Patientin ist eine baldige Anbindung an ein Perinatalzentrum essenziell.

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Publication History

Article published online:
14 July 2020

Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York


 
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