Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(07)
DOI: 10.1055/s-0040-1714006
Geburtshilfe und Pränataldiagostik

Auswirkung einer moderaten körperlichen Belastung in der Schwangerschaft auf den Feten sowie die feto- und uteroplazentare Durchblutung. Eine prospektive Pilot-Studie auf dem Fahrradergometer

A Polasik
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
S Otto
2   2 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin II, Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
,
U Schumann
2   2 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin II, Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
,
B Hüner
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
J Fritz
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
F Ebner
2   2 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Innere Medizin II, Sektion Sport- und Rehabilitationsmedizin
,
W Janni
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
F Reister
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
,
S Andres
1   1 Universitätsklinikum Ulm, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung/Ziel: Bisherige Untersuchungen zeigten keine Hinweise drauf, dass Sport in der Schwangerschaft negative Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf hat. Im Gegenteil, Sport fördert generell Muskelaufbau und -kraft sowie die Ausdauer des/der Sporttreibenden. Dies hat sowohl positive Auswirkungen auf den Schwangerschaftsverlauf als auch auf die Belastung während der Geburt. Viele Schwangere haben jedoch die Sorge, dass sich Sport negativ auf den Schwangerschaftsverlauf auswirken könnte. Dabei stehen vor allem das Fehl- bzw. Frühgeburtsrisiko und die Beeinträchtigung des Feten im Vordergrund. Im Rahmen des vorliegenden Forschungsprojektes soll daher die unmittelbare Auswirkung sportlicher Aktivität auf den fetalen und mütterlichen Organismus im Rahmen einer Pilotstudie untersucht werden, um schließlich in weiteren Untersuchungen zeigen zu können, dass der Nutzen der körperlichen Aktivität während der Schwangerschaft die Risiken überwiegt. Bei dieser ersten Untersuchung handelt es sich um eine Feasibility-Studie in einem kleinen Kollektiv, um die methodische Reproduzierbarkeit der Ergebnisse zu untersuchen.

    Studiendurchführung: Gesunde Schwangere ab der 38. Schwangerschaftswoche sollen während einer körperlichen Belastung auf dem Fahrradergometer beobachtet werden. Zu fest vorgeschriebenen Zeitpunkten werden sowohl mütterliche als auch fetale Parameter erfasst. Vor der Belastung werden zunächst sonographisch Durchblutungsindices (Resistance Index und Pulsatility Index) der fetalen Arteria cerebri media und der Arteria umbilicalis sowie der Arteriae uterinae erfasst. Diese einfach zu bestimmenden und stets reproduzierbaren Parameter spiegeln zusammen mit dem Cardiotokogramm (CTG), welches ebenfalls zu Beginn durchgeführt wird, die Versorgungssituation des Fetus wieder. Als mütterliche Überwachungsparameter werden Blutdruck und Puls gemessen. Bei unauffälligen Werten beginnt die Belastung auf dem Fahrradergometer mit stetiger Belastungssteigerung unter Hinzunahme der BORG-Skala. Bei Erreichen einer Belastung von 13 entsprechend der BORG-Skala oder einer Belastungsdauer von 21 Minuten wird die Belastung beendet. Es erfolgt eine erneute fetale Doppler-Untersuchung sowie eine 30-minütige kardiotokographische Überwachung. Letztere wird 12 Stunden nach der körperlichen Aktivität erneut wiederholt. Während des Trainings erfolgen zusätzliche Laboruntersuchungen von Blut und Speichel der Probandin unmittelbar vor der Belastung sowie 0, 30 Minuten und 12 Stunden nach der Belastung. Hierbei werden unter anderem folgende Parameter erfasst: Blutzucker, Laktat, Interleukin-6, Glut4. TNF-α, PGC1α-mRNA-Expression. Diese Werte sollen als zusätzliche objektive Parameter zur Beurteilung der mütterlichen und fetalen Belastung gemessen werden.

    Ausblick: Die Ergebnisse dieses Forschungsprojektes sollen durch verschiedene Kontrollmechanismen (fetal, maternal, Blutparameter und Analyse von Speichelproben) die Unbedenklichkeit von mütterlicher sportlicher Belastung bei gesunden Schwangeren unterstreichen. Trotz einer bislang positiven Datenlage entsprechend der Literatur sind erfahrungsgemäß teils erhebliche Bedenken von Seiten der werdenden Mütter als auch betreuenden Hebammen zu verzeichnen. Eine positive Pilotstudie würde helfen Schwangere zu einem aktiveren Lebensstil zu animieren.


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    Publication History

    Article published online:
    14 July 2020

    Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York