Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e5-e6
DOI: 10.1055/s-0040-1714790
Vortrag
Parallelsitzung - Best Abstracts “Forschen fürs Tun” 10.09.2020 15:00 – 17:00 Terrassensaal D-E

Familiäre Konflikte und schwierige Familiendynamiken am Lebensende: Eine versorgungsrelevante Belastung für Mitarbeitende hospizlich-palliativer Einrichtungen [339]

A Ullrich
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
J Runge
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
C Bokemeyer
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
,
K Oechsle
1   Palliativmedizin, II. Medizinische Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Während der Begleitung eines Menschen am Lebensende berichten bis zu 60 % der Angehörigen familiäre Konflikte. Die Studie untersucht, wie Mitarbeitende hospizlich-palliativer Einrichtungen die Versorgung angesichts familiärer Konflikte und schwieriger Familiendynamiken erleben.

    Studiendesign Qualitative Studie mit multi-institutionellen Gruppendiskussionen

    Methodik Durchführung von 10 leitfadengestützten Gruppendiskussionen mit professionsübergreifenden Teams der Hospiz- und Palliativarbeit (N=64). Analyse anhand Grounded Theory unter Anwendung des Kodierparadigmas (angelehnt an Strauss).

    Ergebnis Die Ergebnisse zeigen, dass bei Versorgenden ein hohes Belastungserleben entsteht, wenn sie mit Konflikte oder schwierige Dynamiken in den begleiteten Familien konfrontiert sind. Dafür ursächlich sind oftmals die Verstärkung vorbestehender Familienkonflikte angesichts der existenziellen Krise sowie konfligierende Bedürfnisse und Verantwortungsdiffusion unter den Angehörigen. Strategien zur Reduktion und zum Umgang mit diesen Belastungen beziehen sich auf: 1) die Konfliktsituation selbst, z. B. vermittelndes Agieren, 2) die Gewährleistung einer guten Versorgung, z. B. Erweiterung des professionellen Netzwerks, und 3) die Selbst-/Teamfürsorge, z. B. durch Teamsupervision. Abhängig von der Wirksamkeit der Strategien können Empathieverlust, „Team-Splitting“ und schließlich eine schlechtere Versorgungsqualität resultieren, aber auch Selbstwirksamkeitserleben und praktische/emotionale Entlastung. Das Belastungserleben und der Umgang mit entsprechenden Versorgungssituationen werden kontextuell von normativen Vorstellungen familiärer Harmonie am Lebensende geprägt.

    Diskussion Obwohl ein vielfältiges Repertoire an Strategien besteht, stoßen diese auf zum Teil schwer beeinflussbare Bedingungen. Handreichungen und Trainings zu effektiver Kommunikation in Konfliktsituationen, teambasierte Handlungskonzepte und Supervisionsangebote können Versorgende unterstützen.

    Take Home Message Versorgende erleben ihre Arbeit angesichts familiärer Konflikte und schwieriger Familiendynamiken als belastend.


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York