Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e8-e9
DOI: 10.1055/s-0040-1714798
Vortrag
Parallelsitzung - Best Abstracts “Heute Projekt … morgen Best Practice?” 11.09.2020 15:00 – 17:00 Uhr Terrassensaal D-E

„Wenn man stirbt lässt man das Leben Revue passieren. Es ist eine Art Rechtfertigung.“ - Hauptanliegen von Palliativpatienten in einer einfachen Reminiszenz-Intervention. [65]

M Hesse
1   Palliativmedizin, Uniklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
S Forstmeier
2   Lehrstuhl für Entwicklungspsychologie u., Universität Siegen, Siegen, Deutschland
,
G Ateş
1   Palliativmedizin, Uniklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
,
L Radbruch
1   Palliativmedizin, Uniklinikum Bonn, Bonn, Deutschland
3   Zentrum für Palliativmedizin, Malteser Krankenhaus, Bonn, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Es gibt zahlreiche Interventionen wie Würdezentrierte Therapie oder Lebensrückblick Therapie, die mit biografischen Interviews arbeiten und nachweislich die Lebensqualität verbessern. Der Fokus der Forschung liegt hauptsächlich auf der Methodik und es gibt kaum Erkenntnisse zu den Themen und Anliegen in den Biografien von Palliativpatienten. Ziel dieser Studie war zu untersuchen, was Palliativpatienten in einem offenen Interview ohne thematische Vorgaben erzählen.

    Studiendesign Die Studie wurde als thematische Analyse von Patienteninterviews konzipiert.

    Methodik Die Patienteninterviews sind in einer einfachen Reminiszenz-Intervention entstanden. Zielsetzung war ein erzählgenerierendes Setting zu schaffen, in dem der Patient frei erzählen konnte, was er möchte. Die Transkripte der Interviews wurden themenanalytisch ausgewertet.

    Ergebnis Die Analyse der Interviews ergab als Schwerpunktthema die eigene Persönlichkeit. Berichtet wurde über prägende Einflüsse, wie man wurde, der man heute ist, Selbstwahrnehmung, Selbstbewusstsein und die eigene Lebensphilosophie. Andere Themen waren Einflüsse aus der Kindheit, Ausbildung und Arbeit, Partner/Ehe, eigene Kinder, Ressourcen, Schicksalsschläge, Bewältigungsstrategien und Tod/Sterben.

    Diskussion Die Patienten sprachen in den Interviews nie explizit über Sinn, Sinnsuche oder Lebenssinn. Dennoch schien die Sinnsuche in den Erzählungen insofern durch, als Patienten versucht haben, eine Kausalität in ihren Erzählungen zu konstruieren. Es schien ein großes Anliegen zu sein, Verständnis und Nachvollziehbarkeit für den eigenen Lebensweg zu gewinnen. Nicht nur die integrative Funktion der Reminiszenz sondern auch die instrumentelle Funktion zeigte sich in den Erzählungen gemeisterter Herausforderungen. Weitere Forschung ist vonnöten um Stärken und Schwächen verschiedener biografischer Interventionen gegeneinander zu testen mit dem Ziel eine Empfehlung zu geben, welche Patientengruppen am meisten profitieren.

    Take Home Message für die Kongressbesucher Hauptanliegen der Patienten war die Reflexion ihres Lebens, was sie geprägt hat und zu dem Menschen gemacht hat, der sie heute sind.


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York