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DOI: 10.1055/s-0040-1714978
Beziehungen am Lebensende in Dyaden erwachsener Kinder und ihrer Eltern – Ergebnisse einer explorativen Studie [109]
Fragestellung Für Eltern schwerstkranker erwachsener Kinder (Dyade 1) kann die Umkehrung der Fürsorgerolle belastend sein. In Dyade 2, in der erwachsene Kinder für ihre sterbenden Elternteile sorgen, wirken sich Konzepte kindlicher Verantwortung und sozialer Verpflichtung auf die Beziehung aus. Bisher ist wenig über Herausforderungen der Beziehung von schwerstkranken Patienten am Lebensende und ihren erwachsenen Kindern bzw. Elternteilen bekannt.
Studiendesign Die qualitative Studie exploriert als Teil des BMBF-geförderten Projekts Dy@EoL (Laufzeit: 2017-2020; Förderkennzeichen: 01GY1711) die Besonderheiten und Herausforderungen der Beziehung zwischen Eltern und erwachsenen Kindern am Lebensende.
Methodik Die Datenerhebung erfolgte in qualitativen halbstrukturierten Interviews mit (1) schwerstkranken erwachsenen Kindern und Elternteilen sowie (2) schwerstkranken Elternteilen und erwachsenen Kindern (02.2018-11.2019). Die Interviews wurden mithilfe der Grounded Theory analysiert und Hypothesen entwickelt.
Ergebnis Interviewt wurden 19 schwerstkranke Kinder und 13 fürsorgende Elternteile sowie 32 schwerstkranke Elternteile und 20 fürsorgende erwachsene Kinder. In beiden Dyaden wird der Verlust als existentiell erlebt. Erkrankungssituation und dadurch entstandene Abhängigkeiten werden als Rollenumkehrung wahrgenommen. Für Dyade 1 beschreiben Elternteile einen Wunsch nach mehr Nähe zum erkrankten Kind, wohingegen das Kind sich mehr Freiräume wünscht. In Dyade 2 erleben erkrankter Elternteil und Kind eine neue bzw. wieder entstandene Intensität ihrer Beziehung.
Diskussion Eltern-erwachsenes Kind-Dyaden zeichnen sich durch Besonderheiten des Empfindens von Nähe und Distanz und ein spezifisches Rollenverständnis aus.
Take Home Message für die Kongressbesucher Aushandlung von Rollen und Nähe-/Autonomiebedürfnis sollten bei der Entwicklung spezifischer psychosozialer Unterstützungsmaßnahmen berücksichtigt werden.
Offenlegungserklärung Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
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Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
31. August 2020
© Georg Thieme Verlag KG
Stuttgart · New York