Zeitschrift für Palliativmedizin 2020; 21(05): e12
DOI: 10.1055/s-0040-1714981
Poster Wissenschaftliches Abstract
Grundlagenforschung zur Palliativversorgung

Unterscheidet sich die Krankenhausversorgung von Tumor- und Nicht-Tumor-Patient*innen in den letzten zwei Lebenstagen? Ergebnisse der Studie „Das letzte Lebensjahr in Köln“ [122]

A Kasdorf
1   Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
,
D Gloria
1   Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
,
C Rietz
2   Pädagogische Hochschule Heidelberg, Arbeitsbereich Mixed-Methods-Research, Heidelberg, Deutschland
,
R Voltz
1   Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
3   ZVKF Zentrum für Versorgungsforschung Köln, Köln, Deutschland
4   Centrum für integrierte Onkologie (CIO)- Standort Köln, Köln, Deutschland
5   Zentrum für Klinische Studien Köln, Köln, Deutschland
,
J Strupp
1   Zentrum für Palliativmedizin der Uniklinik Köln, Uniklinik Köln, Köln, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Gibt es Unterschiede in der Krankenhausversorgung von Tumor- (T) und Nicht-Tumor-Patient*innen (NT) in ihren letzten zwei Lebenstagen (L2LT)?

    Studiendesign Retrospektive Mixed-Methods Datenerhebung.

    Methodik Der postalisch verschickte Fragebogen umfasste die deutsche Version von VOICES zur Erfassung der Inanspruchnahme und Bewertung von Versorgungsleistungen im letzten Lebensjahr. Befragt wurden Nahestehende von in Köln verstorbenen Personen.

    Ergebnis Die retrospektive Einschätzung der Angehörigen zur Angemessenheit der Versorgung in den L2LT erfolgte mittels Kategorien „ja“, „eher ja/nein“ und „nein“. Die Angehörigen der NT schätzten die Items häufiger in den Kategorien „eher nein“ oder „nein“ ein. Items hinsichtlich angemessener Hilfe bei der Grundpflege (28,6 % vs. 7,3 %, p =.013), Nahrungs- (52,4 % vs. 14,9 %, p =.001) oder Flüssigkeitsaufnahme (48,0 % vs. 10,2 %, p =.001) wurden häufiger von Angehörigen der NT verneint. Auch die Behandlungspflege (31,4 % vs. 3,6 %, p =.003) sowie die Schmerzlinderung (16,1 % vs. 2,5 %, p =.008) wurden von ihnen häufiger als eher nicht/nicht genügend eingestuft. Hinsichtlich der emotionalen Bedürfnisse gaben Angehörige der NT häufiger an, dass diese wenig/gar nicht berücksichtigt wurden (48,1 % vs. 14,3 %, p =.004). Retrospektiv wurde vor allem von Angehörigen der NT berichtet, dass sie nicht/nicht ausreichend über den Zustand ihres Angehörigen informiert worden sind und sich weniger unterstützt fühlten (p = .002).

    Diskussion Die Ergebnisse zeigen eine deutliche Disparität in der Bewertung von Krankenhausversorgung in den L2LT von T und NT. Insbesondere für NT fällt die Krankenhausversorgung in dieser Phase hinsichtlich mehrerer Parameter wie Behandlungspflege oder Befriedigung individueller Bedürfnisse deutlich defizitärer aus.

    Take Home Message für die Kongressbesucher Um Versorgungsunterschiede in der Sterbephase auszugleichen, sollte die Krankenhausversorgung bedarfsorientiert und indikationsunspezifisch erfolgen.

    Offenlegungserklärung Kein Interessenskonflikt. BMBF-Förderung (#01GY1606)


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    Publication History

    Article published online:
    31 August 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York