Umgang mit Todeswünschen in der Palliativversorgung - Evaluation eines Schulungsprogramms [260]

Fragestellung Obwohl Versorgende (V) regelmäßig mit Todeswünschen (TW) von Palliativpatient*innen (P) konfrontiert werden, herrscht oft Unsicherheit im Umgang damit. Um dem zu begegnen, wurden in einem früheren Projekt ein Schulungskonzept und ein teil-strukturierter Gesprächsleitfaden entworfen.¹ Im Rahmen einer dreiphasigen Studie wurde dieser Leitfaden weiterentwickelt und konsentiert (Phase 1). Anschließend wurden V unter Einsatz des Leitfadens im Umgang mit TW geschult (Phase 2): Wie bewerten V den Leitfaden und ihre Selbstsicherheit im Umgang mit TW nach der Schulungs-Teilnahme?

Studiendesign Sequentielle Mixed Methods Studie

Methodik Durchführung multiprofessioneller 2-tägiger Schulungen zum Umgang mit TW einschließlich Einführung in die Nutzung des Leitfadens. V schätzten ihre Selbstsicherheit im Umgang mit TW mittels Fragebogen vor (t0), direkt nach (t1) und ein Jahr nach (t2) Abschluss der Schulung ein. Zu t2 wurden außerdem offene Fragen zur Verwendung des Leitfadens gestellt. Nach der Schulung wurden VG gebeten, das Erlernte in Gesprächen mit P anzuwenden und diese Gespräche schriftlich zu reflektieren.

Ergebnis Von 03/2018 – 01/2020 nahmen 103 V aus unterschiedlichen Settings an 12 Schulungen teil. Im Mittel hatten die V 12 Jahre Berufserfahrung und waren 48 Jahre alt, 75 % waren Frauen. Die Selbstsicherheit im Umgang mit TW stieg durch die Schulung signifikant (p =.000, Effektstärke d=.074), dieser Effekt blieb über ein Jahr stabil (p =.000, d=.072). Zu t2 bezeichneten 60 % der V den Leitfaden als hilfreich. Die Anwendung der Schulungsinhalte im Gespräch mit P beschrieben V als persönlich bereichernd und die Reflektion dieser Gespräche als gewinnbringend.

Diskussion Die große Nachfrage und die langfristig gesteigerte Selbstsicherheit im Umgang mit TW bestätigt sowohl den Bedarf an der Schulung als auch ihre Wirksamkeit. In Phase 3 der Studie wird die Wirkung der Gespräche über TW auf P evaluiert.

Take Home Message für die Kongressbesucher Es besteht Bedarf an Schulungsangeboten zum Umgang mit TW in der Palliativversorgung. Ein Schulungskonzept einschließlich teil-strukturiertem Leitfaden kann diesem Bedarf wirkungsvoll und langfristig begegnen

Offenlegungserklärung Das Projekt „Desire to Die in Palliative Care – Optimization of Management (DEDIPOM)“ wird durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01GY1706 gefördert. Keine Interessenskonflikte bestehend.

• Quellen

• 1 Frerich G, Romotzky V, Galushko M. et al. Communication about the desire to die: Development and evaluation of a first needs-oriented training concept – a pilot study. Palliat Support Care 2020; 1-9 DOI: 10.1017/S1478951520000097.

Publication History

Article published online:
31 August 2020