Z Gastroenterol 2020; 58(08): e113
DOI: 10.1055/s-0040-1716041
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Hepatologie - klinisch II Mittwoch, 16. September 2020, 16:00 - 17:10

Vorsorge statt Nachsorge - Strukturierte Früherkennung von Leberfibrose und Leberzirrhose durch Screening der Allgemeinbevölkerung mit Hilfe des SEAL Programmes

M Nagel
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
A Arslanow
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
2   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
M Nguyen-Tat
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
3   Klinikum Osnabrück, Innere Medizin II, Osnabrück, Deutschland
,
MA Wörns
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
,
M Reichert
2   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
A Beyer
4   Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen, Ulm, Deutschland
,
FJ Heil
4   Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen, Ulm, Deutschland
,
D Mainz
4   Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen, Ulm, Deutschland
,
G Zimper
5   Saarländischer Hausärzteverband, Kirkel, Deutschland
,
B Römer
6   Hausärzteverband Rheinland-Pfalz, Prüm, Deutschland
,
B Zwerenz
6   Hausärzteverband Rheinland-Pfalz, Prüm, Deutschland
,
S Volz-Schmitt
7   Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg, Deutschland
,
J Jäger
7   Universität des Saarlandes, Zentrum Allgemeinmedizin, Homburg, Deutschland
,
T Engelmann
8   Universitätsmedizin Mainz, Interdisziplinäres Zentrum Klinische Studien, Mainz, Deutschland
,
H Binder
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
L Bogatyreva
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
E Farin-Glattacker
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
U Fichtner
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
E Graf
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
D Stelzer
9   Universitätsklinikum Freiburg, Institut für Medizinische Biometrie und Statistik, Freiburg, Deutschland
,
R van Ewijk
10   Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrstuhl für Statistik und Ökonometrie, Mainz, Deutschland
,
J Ortner
11   Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrstuhl für Controlling, Mainz, Deutschland
,
L Velthuis
11   Johannes Gutenberg-Universität Mainz, Lehrstuhl für Controlling, Mainz, Deutschland
,
F Lammert
2   Universitätsklinikum des Saarlandes, Klinik für Innere Medizin II, Homburg, Deutschland
,
PR Galle
1   Universitätsmedizin Mainz, I. Medizinische Klinik und Poliklinik, Mainz, Deutschland
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    Einleitung Die Diagnose Leberzirrhose wird selbst in Deutschland bei 75 % der Patienten erst mit dem Auftreten von Komplikationen gestellt. Patienten mit dekompensierter Leberzirrhose haben ein hohes Risiko für die Entwicklung weiterer Komplikationen. Dabei sind die meisten chronischen Lebererkrankungen, die zu Leberfibrose führen, einer ursächlichen Behandlungsintervention zugänglich.

    Ziele Bisher ist in der Regelversorgung keine Leber-Früherkennung etabliert. Das vom Innovationsfonds des G-BA geförderte Lebervorsorge-Programm SEAL untersucht die Umsetzbarkeit, Effektivität und Kosten-Nutzen-Bewertung eines allgemeinen Screenings auf Leberfibrose im deutschen Gesundheitssystem.

    Methodik Im Rahmen des SEAL-Programms wird in Rheinland-Pfalz und im Saarland bei ca. 16.000 Versicherten der AOK im Rahmen des hausärztlichen Check-Up-35 ein Screening auf erhöhte Leberwerte durchgeführt. Endpunkte sind neben der Leberfibrose-Diagnoserate Daten zur Epidemiologie von Leberwerterhöhungen sowie zur Kosten-Effektivität.

    Ergebnis Bislang wurden über 9.200 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren rekrutiert. Von den untersuchten Patienten zeigten 13 % eine erhöhte ALT- oder. AST-Aktivität. Ungeachtet dessen, dass bei 621 Patienten bereits bei der Aufnahme eine Lebererkrankung bekannt war, zeigten weitere 17 % der Patienten ohne bekannte Lebererkrankung erhöhte Aminotransferasen. Insgesamt konnte bei 392 Patienten eine erhöhte ALT oder AST mit einem auffälligen APRI-Score ≥ 0,5 festgestellt werden, von denen 77 % bisher keine chronische Lebererkrankungen diagnostiziert worden war.

    Schlussfolgerung Die Etablierung einer Früherkennung von Lebererkrankungen wird von Fachgesellschaften und in der Literatur kontrovers diskutiert. Diese ersten Daten zeigen bereits, dass ein relevanter Anteil der Bevölkerung unter einer Erhöhung der Transaminasen bei nicht bekannten Lebererkrankung leidet. Das SEAL-Programm wird weitere Daten zu Umsetzbarkeit, Effektivität und Kosten-Nutzen-Bewertung in Deutschland liefern und wesentliche Evidenz zur Sinnhaftigkeit einer solchen Maßnahme beitragen.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York