Z Gastroenterol 2020; 58(08): e114
DOI: 10.1055/s-0040-1716043
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Hepatologie - klinisch II Mittwoch, 16. September 2020, 16:00 - 17:10

Versehentliche “Off-label” DAA-Behandlung und virologisches Ansprechen - Daten aus dem Deutschen Hepatitis C-Register (DHC-R)

A Schmitt
1   St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Medizinische Klinik II, Wiesbaden, Deutschland
,
P Buggisch
2   ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
,
S Mauss
3   Center for HIV and Hepatogastroenterology, Düsseldorf, Deutschland
,
KH Böker
4   Hepatologische Praxis, Hannover, Deutschland
,
H Klinker
5   Universitätsklinikum Würzburg, Würzburg, Deutschland
,
A Stoehr
2   ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
,
R Heyne
6   Leberzentrum am Checkpoint, Berlin, Deutschland
,
M Cornberg
7   Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
,
C Sarrazin
1   St. Josefs-Hospital Wiesbaden, Medizinische Klinik II, Wiesbaden, Deutschland
8   Universitätsklinikum Frankfurt, Frankfurt am Main, Deutschland
,
D Hepatitis C-Register
9   Leberstiftungs-GmbH Deutschland, Hannover, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund und Ziele Die korrekte Wahl des DAA-Regimes und der Therapiedauer bei Patienten mit chronischer Hepatitis C hängt von klinischen und virologischen Bedingungen ab. Über die Häufigkeit und potentiell reduzierte SVR-Raten bei “off-label” Gebrauch ist wenig bekannt.

    Methoden Das DHC-R (Deutsches Hepatits C-Register) ist ein real-world Register, welches mehr als 17.300 Patienten umfasst. Alle Patienten, die Glecaprevir/Pibrentasvir (G/P), Ledipasvir/Sofosbuvir (LDV/SOF), Velpatasvir/Sofosbuvir alleine (VEL/SOF) oder mit Voxilaprevir (V/V/S) oder Grazoprevir/Elbasvir (GZR/EBR) bis 20.01.2019 erhalten haben, wurden eingeschlossen und hinsichtlich des “in-label” oder “off-label” Gebrauchs des verwendeten DAA-Regimes gemäß Packungsbeilage und Leitlinie analysiert.

    Ergebnisse Bei pangenotypischen Regimen (G/P, VEL/SOF, V/V/S) wurde “off-label” Gebrauch selten beobachtet (4.1-5.2 %), während dies mit LDV/SOF und GZR/EBR häufig war (27.3-36.3 %). Die häufigste Abweichung bei G/P und VEL/SOF waren eine kürzere oder längere Behandlungsdauer und nicht zugelassene Vortherapien. Eine nicht notwendige Gabe von RBV zu G/P bzw. VEL/SOF kam nicht vor, war aber die einzige Abweichung bei V/V/S.

    Die “off-label” SVR-Raten für G/P, VEL/SOF und V/V/S lagen bei 97 %, 100 % und 100 %.

    Bei LDV/SOF wurde häufig eine nicht notwendige Verlängerung der Therapie vorgenommen. Die SVR-Raten waren beim HCV GT 1, 4-6 dennoch mit 96-97 % im Vergleich zu 96-99 % bei “in-label” Patienten, sehr hoch. Beim “off-label” Einsatz von LDV/SOF beim HCV GT 2 oder 3 und einer verkürzten Therapiedauer waren die SVR-Raten niedrig (88 % bzw. 76 %).

    Bei GZR/EBR war die häufigste Abweichung eine unerlaubte Vortherapie. Dennoch waren die SVR-Raten vergleichbar mit in-label Patienten (97 % versus 98 %). Hinsichtlich der Gründe des off-label Gebrauchs, wie HCV Subtyp 1a versus 1b, Ausgangs-Viruslast und Ausgangs-RASs, ergaben sich keine Unterschiede.

    Schlussfolgerung Off-label Anwendungen von pangenotypischen DAA-Regimen wie G/P, VEL/SOF und V/V/S sind vermutlich aufgrund der einfachen Anwendung selten und nicht mit geringeren SVR-Raten assoziiert. Trotz häufiger off-label Anwendungen von LDV/SOF und GZR/EBR sind keine reduzierten SVR-Raten zu beobachten. Ausnahme ist der Gebrauch von LDV/SOF bei HCV GT 2 und 3.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York