Z Gastroenterol 2020; 58(08): e117
DOI: 10.1055/s-0040-1716050
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: CED - klinisch Mittwoch, 16. September 2020, 16:00 - 17:30

Nutzung von Cannabis bei Patienten chronisch entzündlichen Darmerkrankungen in Deutschland

T Neufeld
1   Klink für Naturheilkunde und integrative Medizin Bamberg, Bamberg, Deutschland
2   Stiftungslehrstuhl für Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen, Deutschland
,
L Kairey
1   Klink für Naturheilkunde und integrative Medizin Bamberg, Bamberg, Deutschland
,
N Bauer
1   Klink für Naturheilkunde und integrative Medizin Bamberg, Bamberg, Deutschland
2   Stiftungslehrstuhl für Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen, Deutschland
,
W Häuser
3   Klinik für Innere Medizin 1, Klinikum Saarbrücken, Saarbrücken, Deutschland
,
J Langhorst
1   Klink für Naturheilkunde und integrative Medizin Bamberg, Bamberg, Deutschland
2   Stiftungslehrstuhl für Integrative Medizin der Universität Duisburg-Essen, Duisburg-Essen, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Die Legalisierung von medizinischem Cannabis eröffnet auch im Bereich der chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (CED) neue Anwendungsfelder. Bisher liegen für Deutschland keine Daten vor, inwieweit Cannabis bei CED genutzt wird.

    Ziel Ziel war es, aktuelle Zahlen zur Nutzung von und Erfahrungen mit Cannabis von Patienten mit CED zu erheben.

    Methoden Im Jahr 2019 wurde in Kooperation mit der DCCV e.V. ein Fragebogen an 1000 CED Patienten in Deutschland verschickt. Es wurden 71 Items (soziodemographische Merkmale, Symptome, Lebensqualität, Krankheitsgeschichte, Nutzung CAM-Therapien sowie die validierten Fragebögen SIBDQ, HADS und PHQ4) erhoben.

    Ergebnisse Von 1000 angeschriebenen Patienten nahmen 417 an der Studie teil (Alter 49,1±17,0, weiblich (55,8 %); Colitis Ulcerosa (43,8 %); Morbus Crohn (54,3 %); Raucher (10,4 %); Alkoholtrinker (38,9 %)). 62,9 % der Befragten befürworten eine Legalisierung für med. Zwecke. 8,3 % der Befragten gaben an, Cannabis derzeit oder bisher wegen CED benutzt zu haben. Hiervon wurde bei 16,7 % Cannabis vom Arzt empfohlen, woraufhin 5,6 % eine med. Nutzung beantragten. 82,4 % bezogen die Pflanze vom Schwarzmarkt. 20 % der Befragten haben Cannabis für ihren Freizeitgebrauch verwendet (p < 0,001; 95 %CI .7-.11; Χ2 =46,08). Die Cannabiskonsumenten gaben eine geringere Lebensqualität (SIBDQ, HADS und PHQ4; p < 0,05) an. Sie (75 %) berichteten häufiger über Durchfall (p < 0,01; 95 % CI .45-.85; Χ2=6,449;). Die häufigsten Nebenwirkungen (n=18) waren High-Gefühle (74 %), Schläfrigkeit (53 %) und trockener Mund (53 %). Gründe für den Behandlungsstopp waren fehlende Möglichkeiten des (legalen) Erwerbs (43,8 %), sowie fehlende Symptome (25 %). Nach subjektiver Patienteneinschätzung konnten 40 % ihre Biologika durch Cannabis reduzieren, bei 6,7 % war ein absetzen möglich (OR 1,56; 95 % CI .93-2.58; p =.088). 76,5 % der Patienten unterrichtete ihre behandelnden Ärzte nicht über die Cannabis Einnahme. Insgesamt gaben 53,6 % an, weiter an Cannabisforschung interessiert zu sein.

    Schlussfolgerung Der Einsatz von Cannabis bei CED ist aktuell (noch) nicht verbreitet. Er wird großteils nicht mit den behandelnden Ärzten besprochen. Bedenklich ist der hohe Bezug vom Schwarzmarkt. Klinische Forschung zu Cannabis bei CED in kontrollierten Studien ist notwendig.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York