Z Gastroenterol 2020; 58(08): e124-e125
DOI: 10.1055/s-0040-1716069
BEST Abstracts: Präsentationen
BEST Abstracts: Pankreas Donnerstag, 17. September 2020, 15:30 - 16:50

Etablierung und Charakterisierung einer neuen neuroendokrinen Tumorzelllinie: MS-18

A Weich
1   Medizinische Klinik 2, Gastroenterologie, Würzburg, Deutschland
,
J Schreiner
2   Medizinische Klinik 1, Endokrinologie, Würzburg, Deutschland
,
D Rogoll
1   Medizinische Klinik 2, Gastroenterologie, Würzburg, Deutschland
,
A Hann
1   Medizinische Klinik 2, Gastroenterologie, Würzburg, Deutschland
,
M Scheurlen
1   Medizinische Klinik 2, Gastroenterologie, Würzburg, Deutschland
,
T Bumm
3   Medizinische Klinik 2, Hämatologie, Würzburg, Deutschland
,
A Meining
1   Medizinische Klinik 2, Gastroenterologie, Würzburg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Die aktuell verfügbaren Therapieoptionen für neuroendokrine Karzinome sind eingeschränkt und die Prognose trist. Die Entwicklung neuer Behandlungsoptionen ist auch auf repräsentative in vitro Modelle angewiesen. In dedifferenzierten neuroendokrinen Tumoren mit niedriger Somatostatinrezeptorexpression wurde der CXC4 Rezeptor mit einer zunehmenden Dedifferenzierung und einer schlechteren Prognose assoziiert und wird daher als möglicher alternativer Ansatzpunkt für zielgerichtete Therapien diskutiert. Für die weitere Entwicklung eines solchen Therapieansatzes war bisher kein geeignetes präklinisches Model verfügbar. Von den wenigen beschriebenen Zelllinien werden BON und QGP-1 gängiger Weise verwendet. Keine der beiden Zelllinien weist eine nennenswerte Somatostatinrezeptor- oder CXC4 Rezeptorexpression auf. Wir berichten nun über die erfolgreiche Etablierung einer neuen Zelllinie aus einem neuroendokrinen Karzinom des Rektums.

    Methoden Diese Zellen mit der Bezeichnung MS-18 haben nach über 2 Jahren in Kultur immer noch einen stabilen Phänotyp. Die neuroendokrine Differenzierung und Tumorbiologie wurde mit den Zelllinien BON und QGP-1 verglichen. Zur Chrakterisierung wurden neuroendokrine Marker (Syn, NSE, CgA, CD56) und gewebetypische Rezeptoren (SSTR1,2a,3,5), drug transporter, CXCR4,Ki67, Wnt-Signalmoleküle und mesenchymale- (N-Cad, SLUT, VIM), sowie epitheliale Marker (E-Cad) mittels Western Blot, IHC und qRT-PCR untersucht.

    Ergebnisse Der neuroendokrine Ursprung der MS-18 Zellen konnte durch eine starke Expression von Synaptophysin und NSE verifiziert werden. Es war eine deutliche Expression sowohl von SSTR2a und 5 als auch von CXCR4 in MS-18 Zellen zu beobachten. Der Proliferationsindex Ki67 war mit über 90 %± 1.0 % identisch mit dem des Primarius und höher als der von BON (80.6 % ± 3.3 %) und QGP-1 (82.6 % ± 1.0 %). Die E-Cadherin Expression in der Abwesenheit mesenchymaler Marker spricht für einen erhaltenen, epithelialen Phänotyp.

    Zusammenfassung MS-18 Zellen sind eine - bisher nicht verfügbare - neuroendokrine Karzinomzelllinie mit hohem Proliferationsindex und stabiler Expression von CXCR4, SSTR2a und SSTR5 die ein geeignetes in vivo Model zur Entwicklung alternativer Therapieansätze für neuroendokrine Karzinome darstellen.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York