Z Gastroenterol 2020; 58(08): e149-e150
DOI: 10.1055/s-0040-1716132
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

HemoPill acute® - Erste Anwendungserfahrungen mit einer sensorbasierten, telemetrischen Kapsel zum raschen Nachweis von Dünndarmblutungen nach negativer ÖGD

T Brunk
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
C Tauchmann
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
Berger AW
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
,
J Hochberger
Vivantes Klinikum im Friedrichshain, Innere Medizin und Gastroenterologie, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund 2-5 % der gastrointestinalen Blutungen ereignen sich im Dünndarm und sind nicht selten eine klinische Herausforderung. Wir berichten über erste Erfahrungen mit der HemoPill acute® (HPa) der Fa. Oveso/Tübingen. Die günstige CE-zertifizierte Kapsel ist für die Detektion von Blutungen im oberen Gastrointestinaltrakt zugelassen. Sie ermittelt photometrisch ein Intensitätsverhältnis von violettem zu rotem Licht und errechnet den sog. HemoPill-Indikator (HI). Die von Nahrungsbestandteilen unbeeinträchtigte Messung wird in Echtzeit via Bluetooth auf einem mobilen HPa-Receiver visualisiert. Interpretation: Frischblut/Hämatin - HI 1,0-1,5; andere Inhalte des Verdauungstrakts inklusive Bilirubin - HI 0,50-0,9.

    Methodik Von August 2019 - April 2020 wurde die HPa bei 13 Patienten mit akuter GI Blutung und negativer ÖGD im Rahmen einer Anwendungsbeobachtung eingesetzt (5 Frauen 8 Männer, 28 bis 84 Jahre, Glasgow-Blatchford-Score 6 bis 12 (M 10; SD 2). Bei HI ≥ 1,0 schloss sich eine Doppelballonenteroskopie (DBE) an.

    Ergebnisse Die Applikation der HPa erfolgte komplikationsfrei in 9 Fällen oral und in 4 Fällen durch endoskopische Platzierung ins Duodenum und war in allen Fällen technisch erfolgreich. In 7/13 Fällen war der HI ≥ 1,0 (M 1,4; SD 0,7) als Hinweis auf eine Dünndarmblutung. Bei innerhalb von 24 h (Median 22 h) durchgeführter DBE konnten in allen 7 Fällen Angiodysplasien - 3 davon mit aktiver Sickerblutung - als wahrscheinliche Blutungsquelle detektiert und mittels Argon-Plasma-Koagulation therapiert werden. Es kam zu keiner erneuten Blutung. In 1/6 Fällen mit HI < 1 erbrachte eine nachfolgende Videokapselenteroskopie den Nachweis eines nicht blutenden Jejunalulkus.

    Schlussfolgerungen Diesen präliminären Daten zur Folge scheint die HemoPill acute® aktive Dünndarmblutungen rasch und zuverlässig nachzuweisen. Die diagnostisch/therapeutische Sequenz aus HemoPill acute® und Doppelballonenteroskopie könnte einen interessanten, beschleunigten Behandlungspfad für Dünndarmblutungen darstellen. Limitationen: Das aktuelle HemoPill acute®-System bietet eine Messdauer von nur 2 h. Ab Mitte 2020 soll diese auf 9h verlängert werden. Weitere vergleichende Untersuchungen sind erforderlich, um Stellenwert und Einsatzgebiet der HemoPill acute® näher zu definieren.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York