Z Gastroenterol 2020; 58(08): e159-e160
DOI: 10.1055/s-0040-1716161
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Barrieren der Hepatitis-C-Virus (HCV) Elimination in Deutschland: warum erhalten diagnostizierte Patienten keine Therapie?

P Buggisch
1   ifi-Institut für interdisziplinäre Medizin, Hamburg, Deutschland
,
H Heiken
2   Privatpraxis, Hannover, Deutschland
,
S Mauss
3   Zentrum für HIV und Hepatogastroenterologie, Düsseldorf, Deutschland
,
B Weber
4   Praxiszentrum Friedrichsplatz/Kompetenzzentrum für Suchterkrankungen, Kassel, Deutschland
,
MC Jung
5   Leberzentrum, München, Deutschland
,
H Görne
6   MediZentrum Hamburg, Praxis für Suchtmedizin, Hamburg, Deutschland
,
R Heyne
7   Leberzentrum am Checkpoint, Berlin, Deutschland
,
H Hinrichsen
8   Zentrum für Gastroenterologie und Hepatologie, Kiel, Deutschland
,
D Hidde
9   AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden, Deutschland
,
B König
9   AbbVie Deutschland GmbH & Co. KG, Wiesbaden, Deutschland
,
AG Pires dos Santos
10   AbbVie Inc., North Chicago, Illinois, Vereinigte Staaten von Amerika
,
C Niederau
11   Katholisches Klinikum Oberhausen, St. Josef-Hospital, Klinik für Innere Medizin, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen, Oberhausen, Deutschland
,
H Wedemeyer
12   Medizinische Hochschule Hannover, Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Hannover, Deutschland
,
T Berg
13   Klinik und Poliklinik für Gastroenterologie, Hepatologie, Infektiologie, and Pneumologie, Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Trotz Verfügbarkeit wirksamer und gut verträglicher direkt antiviraler Substanzen verzögert sich bei vielen Patienten mit chronischer Hepatitis-C-Virus (CHCV)-Infektion eine Therapie oder wird dauerhaft nicht durchgeführt. In dieser Studie wurden Charakteristika von Patienten, bei denen eine Entscheidung für oder gegen Beginn einer HCV-Therapie getroffen wurde, verglichen und die Gründe hierfür anhand der Aussagen der Ärzte ermittelt.

    Methodik Die CURRENT C 2.0-Studie war eine epidemiologische, nicht interventionelle Fall-Kontroll-Studie, in der Patienten mit CHCV-Infektion an 43 Prüfzentren in Deutschland (09/17-06/18) identifiziert wurden. Es wurden demographische Daten der Patienten mit/ohne Therapie ausgewertet. Die Gründe, warum Ärzte und/oder Patienten sich gegen die Initiierung oder für die Verschiebung der Therapie entschieden, wurden dokumentiert.

    Ergebnis Von 793 Patienten begannen 573 (72%) eine Therapie, bei 220 (28%) wurde keine Therapie initiiert. Bei 88 (40%) der Patienten ohne Therapie wurde diese auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, bei 132 (60%) war dauerhaft keine Therapie geplant. Bei Patienten mit vs. ohne Therapie waren 102 (18%) vs. 76 (35%) über 60 Jahre alt, 86 (15%) vs. 32 (15%) zirrhotisch, 70 (12%) vs. 40 (18%) schwere Alkoholiker (>40 g/Tag [m]/>30 g/Tag [w]), 45 (8%) vs. 48 (22%) hatten eine Drogenhistorie und 166 (29%) vs. 93 (42%) erhielten eine Opioidsubstitutionstherapie (OST). Der häufigste berichtete Grund für die Nichteinleitung der Behandlung war der Patientenwunsch (93, 42%), insbesondere aufgrund der Angst vor einer Behandlung (38, 17%) oder vor Nebenwirkungen (29, 13%). Weitere häufige Gründe waren ein wahrgenommener oder erwarteter Mangel an Compliance, hohes Patientenalter, psychiatrische oder andere Begleiterkrankungen, Drogen-/Alkoholmissbrauch und OST.

    Schlussfolgerung In dieser Real-World Population wurde bei 28% der CHCV-Patienten keine Therapie initiiert. Gründe hierfür waren u.a. Patientenwunsch, hohes Alter, Drogen- und schwerer Alkoholgebrauch. Um eine HCV-Elimination zu erreichen ist es wichtig, unentschlossene Patienten über die Relevanz einer Behandlung aufzuklären und historische Hindernisse für die Einleitung einer Therapie, wie Drogen- und Alkoholkonsum, abzubauen und zu überwinden.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York