Z Gastroenterol 2020; 58(08): e163
DOI: 10.1055/s-0040-1716168
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Validierung des „Clinical Frailty Scale“ zur Prognoseeinschätzung von Patienten mit Leberzirrhose

WM Kremer
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
M Nagel
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
M Reuter
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
M Hilscher
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
M Michel
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
L Kaps
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
PR Galle
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
MF Sprinzl
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
MA Wörns
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
,
C Labenz
Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Hintergrund Gebrechlichkeit (frailty) tritt häufig bei Patienten mit Leberzirrhose auf, wird jedoch auch regelhaft unterschätzt. Der „Clinical frailty scale“ (CFS) ermöglicht eine unkomplizierte Quantifizierung der Gebrechlichkeit. Bisher wurde der CFS nur in einer kanadischen Kohorte bestehend aus ambulanten Patienten mit Leberzirrhose untersucht. Ziel dieser Studie war es den Nutzen des CFS zur Prognoseeinschätzung von ambulanten und stationären Patienten mit Leberzirrhose zu untersuchen. Zusätzlich sollte untersucht werden, ob die Vorhersagekraft des CFS unabhängig von der jeweiligen Muskelmasse der Patienten ist.

    Methoden 200 ambulante und 99 stationäre Patienten mit Leberzirrhose wurden in diese prospektive Studie eingeschlossen. Die ambulanten Patienten wurden im Median 364 Tage nachverfolgt, die stationären Patienten für jeweils 28 Tage. Alle Patienten wurden mittels CFS untersucht (Wertebereich 1 (sehr fit) - 9 (terminal krank)). Frailty wurde als CFS > 4 und pre-frailty als CFS > 3 bestimmt. Der primäre Endpunkt der Studie war das transplantationsfreie Überleben. Eine CT-Diagnostik zur Muskelquantifizierung lag für 64 Patienten der stationären Kohorte vor. Als Muskelindex wurde der TPMA bestimmt (transverse psoas muscle area).

    Ergebnisse Der mediane CFS lag in beiden Kohorten bei 3. 21 (10,5%) der ambulanten Patienten zeigten sich als mindestens pre-frail (CFS>3) und 26 (26,3%) der stationären Patienten frail (CFS > 4). In einer Cox-Regressionsanalyse zeigte sich ein höherer CFS (HR 1,534, p = 0,007), das Vorliegen einer hepatischen Enzephalopathie, Albumin und ein erhöhter MELD-Score als unabhängige Prädiktoren für eine erhöhte Mortalität. In einem logistischen Regressionsmodell zeigte sich ein CFS von > 4 (OR 4,627, p = 0,045) nach Adjustierung für das Vorliegen eines ACLF und Infektionen als unabhängiger Prädiktor für eine erhöhte 28-Tage-Mortalität bei stationären Patienten. Sarkopenie zeigte indes keine signifikante Assoziation mit erhöhter Mortalität.

    Schlussfolgerung Ein höherer CFS ist sowohl bei ambulanten als auch stationären Patienten unabhängig von der Muskelmasse mit erhöhter Mortalität assoziiert. Vor allem bei ambulanten Patienten könnte der CFS durch seine einfache Umsetzbarkeit zur Risikostratifizierung eingesetzt werden.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

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    Stuttgart · New York