Z Gastroenterol 2020; 58(08): e168
DOI: 10.1055/s-0040-1716180
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Ängste und Verhaltensweisen von Lebertransplantationspatienten während der COVID19-Pandemie in Deutschland

P Reuken
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
,
F Rauchfuss
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
,
S Albers
3   Universitätsklinikum Aachen, Medizinische Klinik III, Aachen, Deutschland
,
U Settmacher
2   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie, Jena, Deutschland
,
C Trautwein
3   Universitätsklinikum Aachen, Medizinische Klinik III, Aachen, Deutschland
,
T Bruns
3   Universitätsklinikum Aachen, Medizinische Klinik III, Aachen, Deutschland
,
A Stallmach
1   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Innere Medizin IV, Jena, Deutschland
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    Hintergrund Durch die COVID19-Pandemie im Frühjahr 2020 wurde die medizinische Versorgung in Deutschland extrem beeinträchtigt. Während es viele Daten zu Risikogruppen wie älteren oder pulmonal vorerkrankten Patienten gibt sind die Ängste und Verhaltensweisen von Patienten nach Lebertransplantation bislang noch unklar.

    Methoden Im April 2020 wurde an 948 Patienten nach Transplantation oder an Patienten auf der Warteliste, die in zwei deutschen Transplantationszentren betreut werden, ein Fragebogen versendet, der Ängste, Verhaltensweisen, Einstellungen und subjektive Folgen von COVID-19. Derselbe Fragebogen wurde jeweils von Angehörigen ausgefüllt.

    Resultate Insgesamt 365 Patienten nach erfolgter Transplantation und 112 Wartelistenpatienten haben den Fragebogen beantwortet, ebenso 394 Angehörige aus demselben Haushalt als Kontrollen. Sieben Patienten (1,5%) und 10 Kontrollen (2,5%) hatten Kontakt zu einem bestätigten COVID19-Fall. 65% Organempfänger und 55 % der Patienten auf der Warteliste hatten Angst vor einer Infektion mit SARS-CoV-2. Im Vergleich zu ihren Angehörigen war bei Organempfänger Angst vor einer Infektion stärker ausgeprägt (P = 0,03); diese haben häufiger persönliche Schutzausrüstungen getragen (P <  0,001). Dabei waren weibliches Geschlecht (Odds Ratio 1,65; P = 0,04) und der Gebrauch von Steroiden (Odds Ratio 2,01; P = 0,03) bei Organempfängern unabhängig mit der Angst vor einer Infektion assoziiert. Jüngere Patienten und diejenigen, deren Transplantation kürzer zurücklag hatten mehr Angst vor einem schweren Verlauf einer SARS-CoV-2 Infektion, während die Angehörigen insbesondere eine Verschlechterung der medizinischen Versorgung befürchtet haben. Trotz dieser Sorgen haben nur 15% der Patienten das Transplantationszentrum als eine relevante Informationsquelle angegeben. 44% der Organempfänger haben Termine aufgrund der COVID19-Pandemie verschoben, während lediglich ein Patient ohne Rücksprache die Immunsuppression reduziert hat.

    Schlussfolgerungen Ängste und Sorgen in Bezug auf COVID19 sind bei Transplantationspatienten häufig. Da das Transplantationszentrum nur von einer Minderheit als Informationsquelle genutzt wird, ist ein aktives Zugehen auf die Patienten, z.B. durch Versenden von Informationsmaterial, dringend notwendig.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York