Z Gastroenterol 2020; 58(08): e191
DOI: 10.1055/s-0040-1716246
BEST Abstracts DGVS: Publikationen

Angst vor PPI-Nebenwirkungen und Verordnungsverhalten der Ärzte

J Labenz
1   Diakonie Klinikum Jung-Stilling Krankenhaus, Innere Medizin, Siegen, Deutschland
,
R Kiesslich
2   Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken, Innere Medizin II, Wiesbaden, Deutschland
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    Einleitung PPI werden häufig verordnet. In den letzten Jahren mehrten sich Publikationen zu vermeintlichen Nebenwirkungen dieser Medikamente. Die wissenschaftliche Evidenz war im Allgemeinen schwach, da den Aussagen Kohorten- bzw. Fallkontrollstudien zugrunde lagen, die Kausalität nicht belegen können. Dennoch schafften es die Informationen rasch in die Laienpresse und medizinische Medien, die Publikationen referieren, aber nicht kritisch analysieren.

    Ziele Analyse des Bewusstseins von diskutierten Nebenwirkungen der PPI und deren Auswirkungen auf das Verordnungsverhalten.

    Methodik Im Rahmen ärztlicher Fortbildungsveranstaltungen (Leitlinien News) wurden die Teilnehmer anonym (TED System) hinsichtlich Ihres Wissenstands bezüglich PPI-Nebenwirkungen und die daraus resultierenden persönlichen Konsequenzen für die Verordnung von PPI befragt. Die Veranstaltungen fanden in Frankfurt, Hamburg, Essen, Chemnitz und München zwischen August 2019 und Februar 2020 statt.

    Ergebnis An der Beantwortung der Fragen beteiligten sich zwischen 350 und 370 Teilnehmer (TN): in Frankfurt 134-144 TN, in Hamburg 42-45 TN, in Essen 47-50 TN, in Chemnitz 63-65 TN und in München 64-66 TN. Die Teilnehmer waren zu etwa 60% Frauen, zu ca. 75% Internisten, z.T. in Ausbildung, und zu ca. 25% Allgemeinmediziner mit einem durchschnittlichen Alter zwischen 40 und 50 Jahre. Der Anteil der TN, denen Nebenwirkungen der PPI bekannt waren, lag zwischen 84% und 96%. Mehr als der Hälfte der Ärzte (Schwankungsbreite 31% bis 69%) bereitete die Verordnung von PPI Sorge. Ca. 75% der Ärzte (70% bis 79%) berichteten, dass sie aufgrund der Nebenwirkungs-Diskussion ihr Verordnungsverhalten geändert hätten.

    Schlussfolgerung Deutsche Internisten und Allgemeinärzte sind über Nebenwirkungen der PPI informiert. Mehr als die Hälfte sind wegen dieser Berichte besorgt und 3 von 4 Ärzten haben ihr Verordnungsverhalten verändert. Dies entspricht einer Umfrage unter amerikanischen Internisten, in der ca. 80% eine zwingend indizierte PPI-Therapie (Blutungsprophylaxe) beendet bzw. durch eine schlechter wirksamere Therapie ersetzt hätten.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York