Z Gastroenterol 2020; 58(08): e196-e197
DOI: 10.1055/s-0040-1716262
BEST Abstracts DGAV: Publikationen

Entwicklungen in der chirurgischen Behandlung der akuten Appendizitis - Eine deutschlandweite Auswertung DRG-basierter Fallzahlen

C Stöß
1   Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
U Nitsche
1   Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
PA Neumann
1   Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
V Kehl
2   Technische Universität München, Münchner Studienzentrum, München, Deutschland
,
D Wilhelm
1   Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
R Busse
3   Technische Universität Berlin, Fachbereich Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
,
H Friess
1   Technische Universität München, Klinikum rechts der Isar, Klinik und Poliklinik für Chirurgie, München, Deutschland
,
U Nimptsch
3   Technische Universität Berlin, Fachbereich Management im Gesundheitswesen, Berlin, Deutschland
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    Einführung Die Appendektomie gilt als Goldstandard in der Behandlung der akuten Appendizitis. Jedoch wird dieser Therapieansatz insbesondere im Fall der akuten unkomplizierten Appendizitis im Rahmen von randomisierten kontrollierten Studien, die eine antibiotische Erstlinienbehandlung befürworten, zunehmend in Frage gestellt.

    Ziele Ziel war es, die aktuellen Entwicklungen der chirurgischen Fallzahlen unter Berücksichtigung der Einteilung in akute unkomplizierte und komplizierte Appendizitis darzustellen.

    Methodik Für die vorliegende Studie wurde die fallpauschalenbezogene Krankenhausstatistik (DRG-Statistik) ausgewertet, um die zeitlichen Entwicklungen sowie die Mortalität und Morbidität der chirurgischen Behandlung der akuten Appendizitis in Deutschland von 2010 bis 2017 zu analysieren. Einbezogen wurden alle Patienten, die in Deutschland bei akuter Appendizitis appendektomiert wurden. Die Berechnungen wurden mit SAS Version 9.3 (SAS Institute Inc., Cary, NC, USA) durchgeführt.

    Ergebnisse Es wurden 865.688 Patienten eingeschlossen. Innerhalb des Beobachtungszeitraums zeigte sich ein relativer Rückgang der Fallzahlen von 9,8% (2010: 113.614 Fälle; 2017: 102.464 Fälle), bedingt durch einen abnehmenden Anteil an Operationen bei unkomplizierter Appendizitis (82% im Jahr 2010 gegenüber 78% im Jahr 2017). Die Zahl der Appendektomien bei komplizierter Appendizitis stieg dagegen von 18% (n = 20.479) auf 22% (n = 22.558). Die Krankenhausmortalität lag für die gesamte Studienpopulation bei 0,16% im Jahr 2010 verglichen mit 0,12% im Jahr 2017. Im gleichen Zeitraum sank im Fall einer unkomplizierten Appendizitis die Krankenhausmortalität von 0,06% auf 0,03% und bei Vorliegen einer komplizierten Appendizitis von 0,62% auf 0,42%.

    Schlussfolgerung Der Rückgang der Fallzahlen lässt vermuten, dass Patienten mit einer akuten Appendizitis vermehrt primär antibiotisch therapiert werden. Im gleichen Zeitraum ist ein Anstieg der komplizierten Appenditiden zu verzeichnen. Ob dies durch eine zeitliche Verzögerung der Appendektomie bei primärer antibiotischer Therapie bedingt ist, bleibt zu diskutieren. Unabhängig davon zeigen die Daten, dass die Krankenhausmorbidität und -mortalität gesunken sind, was auf eine verbesserte chirurgische Versorgungsqualität schließen lässt.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York