Z Gastroenterol 2020; 58(08): e209-e210
DOI: 10.1055/s-0040-1716299
BEST Abstracts DGAV: Publikationen

Ein Insufflationsdruck über 25 mmHg bietet keinen zusätzlichen Vorteil gegenüber der Insufflation mit niedrigerem Druck während der posterioren retroperitoneoskopischen Adrenalektomie - Eine retrospektive, multizentrische Propensity-Score-Analyse

F Billmann
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
O Strobel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
A Billeter
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
O Thomusch
2   Univeristätsklinikum Freiburg im Breisgau, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Freiburg im Breisgau, Deutschland
,
T Keck
3   Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Allgemein- und Viszeralchirurgie, Lübeck, Deutschland
,
E Langan
4   Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Dermatologie, Lübeck, Deutschland
,
A Pfeiffer
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
F Nickel
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
,
B Müller
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Allgemein-, Viszeral- und Transplantationschirurgie, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Insufflationsdrücke von/über 25 mm Hg CO2 werden bei der posterioren retroperitoneoskopischen Adrenalektomie (PRA) in den meisten Zentren routinemäßig eingesetzt. Eine kritische Analyse der Literatur liefert nur wenige Anhaltspunkte die für diese Strategie sprechen.

    Ziel Unsere Studie wurde durchgeführt um festzustellen, ob ein hoher Druck (≥ 25 mm Hg) im Vergleich zu einem niedrigeren Druck ( <  25 mm Hg) die Operationszeit und die Komplikationen bei der PRA verringert.

    Methodik Eine multizentrische retrospektive Kohortenstudie wurde unter Verwendung von Daten durchgeführt, die vom 1. November 2008 bis 1. Februar 2018 an chirurgischen Zentren in Deutschland gesammelt wurden. Insgesamt wurden 1032 Patienten mit gutartigen Nebennierentumoren identifiziert. Wir verglichen Patienten, die sich einer PRA unterzogen, mit Insufflationsdrücken von  <  25 mm Hg (G20-Gruppe) gegenüber ≥ 25 mm Hg (G25-Gruppe). Es wurde eine Propensity-Score-Matching Analyse durchgeführt, bei der der BMI, die Tumorgröße und die Erfahrung des Chirurgen als unabhängige Variablen verwendet wurden. Die primären Endpunkte waren:

    • die Inzidenz perioperativer Komplikationen,

    • die Operationsdauer.

    Ergebnisse Die Ausgangscharakteristika der Patienten waren in beiden Gruppen ähnlich, mit Ausnahme der Tumorgröße, des BMI und der Erfahrung des Chirurgen in der PRA. Nach Propensity-Score-Matching unterschieden sich die perioperativen Ergebnisse, insbesondere die perioperativen Komplikationen (3,7% vs. 5,5% in G20 bzw. G25; p = 0,335) und die Operationsdauer (47min vs. 45 min in G20 bzw. G25; p = 0,673), nicht signifikant zwischen den Gruppen.

    Schlussfolgerung Weder die Patientensicherheit noch der operative Erfolg wurden beeinträchtigt, wenn die PRA mit Insufflationsdrücken unter 25 mm Hg durchgeführt wurde. Diese Ergebnisse sprechen für eine sorgfältige Neubewertung der routinemäßigen Anwendung hoher Insufflationsdrücke während der PRA. Eine vernünftige Strategie könnte darin bestehen, die PRA mit einem niedrigeren Insufflationsdruck zu beginnen, mit der Option, den Insufflationsdruck zu erhöhen, um intraoperativen Blutungen oder Expositionsschwierigkeiten entgegenzuwirken.


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    Publication History

    Article published online:
    08 September 2020

    © Georg Thieme Verlag KG
    Stuttgart · New York