Tierarztl Prax Ausg K Kleintiere Heimtiere 2020; 48(05): 382
DOI: 10.1055/s-0040-1716622
Abstracts
Fachgruppe VAINS

Anästhesie bei einem Elefanten für die Behandlung einer bestehenden Kuhpockeninfektion

S Neudeck
1   Klinik für Pferde, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
A Schütter
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
S Kästner
2   Klinik für Kleintiere, Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, Hannover
,
V Molnar
3   Erlebnis-Zoo Hannover
› Author Affiliations
 
 

    Vorbericht Ein 2,5 Jahre alter, weiblicher Asiatischer Elefant (800 kg) (Elephas maximus) wurde zur Vermeidung eines Ausschuhens zur Fußpflege und Sohlenrandspaltung aufgrund einer Kuhpockeninfektion anästhesiert.

    Sedation, Einleitung und Anästhesieverlauf Zur Sedation erhielt der Elefant jeweils 13,8 µg/kg Detomidin und Butorphanol intramuskulär. Nach 30 Minuten zeigte sich eine tiefe Sedation mit deutlicher Muskelrelaxation des Rüssels. Die Anästhesieeinleitung erfolgte intravenös mit 0,6 µg/kg Etorphin und 1,9 µg/kg Acepromazin. Nach 7 Minuten sank der Elefant langsam und koordiniert in linke Seitenlage.

    Sauerstoff (8 l/min) wurde über einen Schlauch und über den Rüssel insuffliert. Über einen intravenösen Katheter an der Ohrvene wurde isotone Natriumchloridlösung infundiert. Herzfrequenz und Sauerstoffsättigung wurden über ein an der Rüsselscheidewand angebrachtes Pulsoxymeter gemessen. Nach gründlicher Fußpflege und Sohlenrandspaltung wurden weitere Pockenpusteln eröffnet. Nach 30-minütiger Anästhesiezeit zeigte das Tier Nystagmus und spontane Bewegungen der Gliedmaße, woraufhin die Anästhesie mit Etorphin 0,06 µg/kg und Acepromazin 0,2 µg/kg i. v. vertieft wurde.

    Herzfrequenz (57 ± 1 Schläge/min), Atemfrequenz (9 ± 2 Atemzüge/min) und Sauerstoffsättigung (97 ± 1 %) schwankten über die gesamte Anästhesiedauer nur minimal. Fünfzehn Minuten nach Instrumentierung und am Ende der Anästhesie wurde je eine arterielle Blutgasprobe entnommen. Arterieller Sauerstoff- und Kohlenstoffdioxidpartialdruck sowie pH-Wert blieben stabil und lagen im Mittel bei 131 ± 6 mmHg, 48 ± 2 mmHg bzw. 7,35 ± 0,02.

    Aufstehphase und Antagonisierung Nach einer Stunde Anästhesiezeit erfolgte die Antagonisierung mit 6,25 µg/kg Atipamezol i. m. und 1,5 µg/kg Diprenorphin 1/3 i. v. und 2/3 i. m. Der Elefant benötigte 3 Versuche, um in Brust-Bauch-Lage zu kommen, stand 12 Minuten später sehr ruhig und koordiniert, jedoch mit personeller Unterstützung auf.

    Diskussion Das beschriebene Anästhesieregime führte zu einer stabilen und ausreichend tiefen Anästhesie für einen wenig invasiven chirurgischen Eingriff. Die Kombination aus Butorphanol und Etorphin zeigte sich positiv in Bezug auf die sehr gut erhaltene kardiovaskuläre und respiratorische Funktion.


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    Publication History

    Article published online:
    21 October 2020

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