Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e76
DOI: 10.1055/s-0040-1717167
Vortrag
Mittwoch, 7.10.2020
Evidenzbasiertes Wissen zur Einleitung

Inzidenz der neonatalen respiratorischen Morbidität nach Spontangeburt und Sectio caesarea bei late-preterm sowie termingeborenen Kindern

J Gromann
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
I Mancino
2   Universität Basel, Basel, Schweiz
,
G Manegold-Brauer
3   Universitätsspital Basel, Klinik für Geburtshilfe, Basel, Schweiz
,
R Arlettaz
4   Universitätsspital Zürich, Klinik für Neonatologie, Zürich, Schweiz
,
R Zimmermann
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
,
S Wellmann
5   Klinik St. Hedwig, Universitätskinderklinik Regensburg (KUNO), Klinik für Neonatologie, Regensburg, Deutschland
,
T Burkhardt
1   Universitätsspital Zürich, Klinik für Geburtshilfe, Zürich, Schweiz
› Author Affiliations
 
 

    Einführung Einer der Hauptgründe für die Aufnahme später Frühgeborener (34-36 Wochen) und Termingeborener (37-41 Wochen) auf die Neonatologie ist eine transiente Tachypnoe aufgrund einer verzögerten Lungenflüssigkeitsresorption (RDS). Das Risiko scheint insbesondere nach einem Kaiserschnitt ohne vorherige Wehen (eCS) erhöht zu sein. Antenatale Steroide zwischen 34-36 Wochen und vor einer elektiven Sectio werden diskutiert. Bevor man dies in Betracht zieht, sollte die RDS-Inzidenz gut evaluiert sein.

    Material und Methoden Durchführung einer Kohortenstudie anhand aller Lebendgeburten ab 34+0 Schwangerschaftswochen in den Universitätsspitälern Zürich und Basel zwischen 2009-2016 (N = 38382).

    Ergebnisse Von letztendlich 37110 Neugeborenen (Ausschluss von Fehlbildungen, unvollständige Datensätze) mussten 5,34 % (1980) wegen RDS verlegt werden. Die gestationsalterunabhängige RDS-Inzidenz betrug: nach Spontangeburt (SG) 2,92 %, vaginal-operativer Entbindung 4,02 %, elektiver Sectio (eCS) 8,98 %, sekundärer Sectio (sCS) 8,45 %, Notfallsectio (emCS) 13,3 %. Zwischen 2009-2013 besteht ein leichter Rückgang der RDS-Inzidenz. Späte Frühgeborene nach eCS vs. SG haben ein relatives Risiko (RR) für RDS von 1,33 (1,12-1,60, 95 %-CI) bei 34 Wochen, 2,41 (1,81-3,19, 95 %-CI) bei 35 Wochen, 1,69 (1,24-2,30, 95 %-CI) bei 36 Wochen. Bei 37 Wochen betrug das RR 3,07 (2,11-4,46, 95 %-CI), 1,98 (1,44-2,71, 95 %-CI) bei 38 Wochen. Bei 39 Wochen besteht kein signifikanter Unterschied zwischen eCS und SG bezüglich RDS. 2009-2016 war das Gestationsalter bei eCS unverändert (39,3±1,65 Wochen).

    Schlussfolgerung Vor 38 Wochen ist die RDS-Inzidenz nach eCS ist höher als bei Neugeborenen nach SG. Ein eCS bei 37 Wochen hat ein dreifach höheres RDS-Risiko vs. einer SG. Nach 39 Wochen erhöht eine eCS das RDS-Risiko nicht. Insbesondere nach 38 Wochen ist das absolute RDS-Risiko gering.


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    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

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