Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S76-S77
DOI: 10.1055/s-0040-1717354
Poster
DKOU20-338 Allgemeine Themen>18. Kinderorthopädie und Kindertraumatologie

Das Schädelhirntrauma bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen - Von der Diagnose zur Nachsorge

Käckenmester Wiebke
*   = präsentierender Autor
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin
,
Beraha Esther
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin
,
Zappel Kristina
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin
,
Schmehl Ingo
1   Unfallkrankenhaus Berlin, Berlin
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Mit mehr als 500 von 100.000 jährlichen Diagnosen ist das Schädelhirntrauma (SHT) einer der Hauptgründe für stationäre Aufnahmen und unfallbedingte Todesfälle bei Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Während für Erwachsene zahlreiche evidenz- und konsensbasierte Behandlungspfade existieren, sind Leitlinien zur Diagnostik und Behandlung des pädiatrischen SHT rar und konzentrieren sich hauptsächlich auf die Akutbehandlung des mittelschweren bis schweren SHT. Da vermutet wird, dass auch das leichte SHT Langzeitfolgen nach sich ziehen kann, sind Empfehlungen besonders hinsichtlich der ambulanten Rehabilitation und Nachsorge des pädiatrischen SHTs von Belang. Ziel der vorliegenden Literaturübersicht ist darum die Abbildung eines wissenschaftlich fundierten IST-Zustands möglicher Spätfolgen und der (ambulanten) Versorgungsstruktur in Deutschland.

    Methodik Eine systematische Literaturrecherche wurde in drei wissenschaftlichen Datenbanken für den Zeitraum von 2014-2019 durchgeführt. Nach Sichtung und Bewertung durch zwei unabhängige Reviewer wurden 132 Übersichtsartikel identifiziert, darunter 7 Leitlinien, 4 Meta-Analysen, 47 systematische und 74 unsystematische Übersichtsartikel.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Ergebnisse: Die aktuellen internationalen Leitlinien thematisieren vorwiegend Diagnostik und Management des leichten SHTs, unter anderem CT-Indikationsstellungen und Wiederaufnahme von Alltagsaktivitäten.

    Meta-Analysen und systematische Übersichtsartikel behandeln überwiegend Spätfolgen des leichten und mittelschweren SHTs und die Wirksamkeit von Rehabilitationsmaßnahmen. Weitere Schwerpunkte waren Risikofaktoren, Epidemiologie und Prävention. Leichte SHT überwiegen in epidemiologischen Schätzungen zwar deutlich gegenüber mittel- und schweren SHT, werden aber mitunter nicht erkannt und Spätfolgen möglicherweise unterschätzt. In der internationalen Literatur werden zwar Handlungsempfehlungen für die Rekonvaleszenzphase behandelt, die Akutversorgung steht allerdings weiterhin im Fokus der Versorgungsforschung. Die ambulante Nachsorge wird deutlich seltener evaluiert und Empfehlungen, die sich auf die längerfristige ambulante Nachsorge beziehen, existieren kaum. Internationale Studien weisen auf mögliche Spätfolgen auch nach leichtem SHT hin und betonen die Relevanz der ambulanten Nachsorge. Allerdings sind die Ergebnisse sehr heterogen und bilden noch keine Grundlage für konkrete Handlungsempfehlungen. In Deutschland ist die Datenlage zur ambulanten Versorgung derzeit nicht ausreichend, um verlässliche Aussagen zu treffen.

    Schlussfolgerungen: Da sich die Ergebnisse internationaler Studien nicht ohne weiteres auf Deutschland übertragen lassen und nicht ausreichend nationale Daten vorliegen, bedarf es einer systematischen Evaluierung der Versorgungslage in Deutschland, insbesondere im ambulanten Setting. Um diese zu bewerten, sollte eine systematische Befragung von Betroffenen, Familien und behandelnden Ärzten durchgeführt werden.

    Stichwörter Schädel-Hirn-Trauma; SHT; Kinder; Jugendliche; Spätfolgen; Nachsorge;


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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