Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S92-S93
DOI: 10.1055/s-0040-1717388
Vortrag
DKOU20-420 Allgemeine Themen>19. Polytrauma

Inzidenz und Therapie tracheobronchialer Verletzungen - Eine Analyse von 136.389 Patienten aus dem TRAUMAREGISTER DGU®

A Driessen
*   präsentierender Autor
1   Uniklinik RWTH Aachen, Klinik für Orthopädie, Aachen
,
D Schibilsky
2   Universitätsklinik für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie, Tübingen
,
R Lefering
3   Universität Witten/Herdecke, Institut für Forschung in der Operativen Medizin (IFOM), Köln
,
B Bouillon
4   Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie & Sporttraumatologie, Universität Witten/Herdecke, Krankenhaus Merheim, Kliniken der Stadt Köln, Köln
,
M Mutschler
5   Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie & Fusschirurgie, Johanniter Waldkrankenhaus Bonn, Krankenhaus Merheim, Kliniken der Stadt Köln, Bonn
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Anhand einer Auswertung aus dem TraumaRegisterDGU® wurden Inzidenz, Therapie und klinische Ergebnisse traumatischer tracheobronchialer Verletzungen (TTBI) bei Polytraumapatienten analysiert.

    Methodik Es wurde eine Datenanalyse aller Patienten, die zwischen 2002 und 2015 in das TraumaRegister DGU® (TR-DGU) in Deutschland aufgenommen wurden durchgeführt. Einschlusskriterien waren u.a. ein Alter von 16 Jahren oder älter, ein ISS (Injury Severity Score) von über 9.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Ergebnisse: Von 136.389 analysierten Traumapatienten wiesen 561 tracheobronchiale Verletzungen auf (0,4 %). Diese Patienten waren überwiegend männlich (73,4 %) und hatten ein Durchschnittsalter von 43,7 Jahren. Insgesamt litten 84,0 % aller TTBI-Patienten an einem hauptsächlich durch Unfälle verursachten stumpfen Trauma (71,2 %). Die TTBI wurde von unterschiedlichen Thoraxverletzungen wie Pneumo- (41,2 %) oder Hämatothorax (23,2 %), Schnittwunden (7,8 %) oder Kontusionen (32,3 %) der Lunge sowie multiple Rippenfrakturen (29,6 %) begleitet. Abhängig von der Schwere der Verletzung nach Abbreviated Injury Scale (AIS) wurden 39,3 % (AIS = 3), 51,3 % (AIS = 4) und 60 % der AIS = 5 klassifizierten Patienten operiert.

    Die Mortalität von Patienten mit tracheobronchialen Verletzungen betrug 24,6 % verglichen mit 13,7 % in der Kontrollgruppe, was die insgesamt hohe Verletzungschwere durch entsprechende Begleitverletzungen widerspiegelt.

    Schlussfolgerung Die Inzidenz der TTBI in dieser großen Kohorte von Traumapatienten ist gering, ist jedoch aufgrund von Begleitverletzungen mit einer hohen Mortalität vergesellschaftet. Die Mortalität war mit höheren ISS- und AIS-Werten verbunden. 35 % der Patienten wurden innerhalb der ersten 24 Stunden operiert. Die hohe Sterblichkeitsrate bei Patienten mit TTBI wird teilweise erklärt durch eine hohe Gesamtverletzungschwere und eine hohe Sterblichkeit aufgrund der Schwere der Begleitverletzungen. Der Stellewert der chirurgischen Intervention bei TTBI kann aufgrund der Tatsache dass es sich um eine Intervention unter vielen (aufgrund der Begleitverletzungen) handelt, nicht abschließend geklärt werden.

    Stichwörter tracheobronchiale Verletzung, Polytrauma, TraumaRegister, Verletzungsschwere


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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