Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S225-S226
DOI: 10.1055/s-0040-1717563
Vortrag
DKOU20-1056 Schwerpunktthemen->3. Best Ager Plus – neue Herausforderungen für O&U

Präoperative Gabe von Tranexamsäure im Rahmen von Marknagel-osteosynthesen bei pertrochantären Femurfrakturen - Ein retrospektiver Vergleich des perioperativen Outcomes

J Hanke
*   präsentierender Autor
1   BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale)33
,
M Heinecke
2   Waldkliniken Eisenberg, Deutsches Zentrum für Orthopädie, Department Knie, Eisenberg3
,
P Schenk
1   BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale)33
,
GO Hofmann
3   BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Universitätsklinikum Jena, Halle (Saale)
,
A Wilharm
4   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Unfall-,Hand-und Wiederherstellungschirurgie, Jena
,
T Mendel
1   BG Klinikum Bergmannstrost Halle, Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Halle (Saale)33
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Bei der Versorgung von pertrochantären Frakturen (PF) mittels Marknagel ist aufgrund von Blutverlusten in ca. 20 % der Fälle postoperativ eine Transfusion erforderlich. In der Endoprothetik von Hüft- und Kniegelenk konnten durch die Gabe von Tranexamsäure (TXA) der Blutverlust und die Transfusionshäufigkeit signifikant gesenkt werden. Da TXA allgemein für chirurgische Eingriffe mit erhöhtem Blutungsrisiko zugelassen ist, wurde in unserer Klinik beschlossen, Transexamsäure bei diesen Eingriffen routinemäßig einzusetzen. Die Studie untersucht das perioperative Outcome vor und nach Einführung der standardisierten Gabe von 1g TXA.

    Methodik In dieser Studie wurden 2 Patientenkohorten mit Nagelosteosynthese bei PF verglichen. Hierbei wurde eine historische Gruppe ohne (TXA-) einer Gruppe nach Einführung der standardisierten perioperativen Gabe von Tramexamsäure (TXA+) gegenübergestellt. Zielkriterien waren der kalkulierte intraoperative Blutverlust (BL), die Transfusionshäufigkeit, perioperative Komplikationen, die Dauer des p.o. ITS/IMC-Aufenthalts sowie die p.o. Gesamtverweildauer. An statistischen Verfahren kamen

    Chi2-Tests und verteilungsadäquate Tests für ungepaarte Stichproben zur Anwendung.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt wurden 197 Datensätze ausgewertet (w = 145, m = 52). Hiervon waren 99 Patienten der Gruppe TXA- und 98 TXA+ zuzuordnen. Die Gruppen zeigten in Alter (∅ 82 ± 11a), Größe (∅1,64±0,09m), Gewicht (∅ 69±15kg) und ASA-Score (∅3±0,4) keine Unterschiede. Der intraoperative BL betrug ∅1,4±0,3l in TXA+ versus ∅1,4±0,5 l in TXA- (p = 0,638). Perioperativ war bei 15 % (TXA+) bzw. 16 % (TXA-) eine Transfusion erforderlich. Der p.o. Aufenthalt war mit ∅9± 4d (TXA+) versus ∅10±3d (TXA-) nicht unterschiedlich (p = 0,104). Notwendig wurde ein p.o. ITS/IMC-Aufenthalt bei 7 % (TXA+) und 11 % (TXA-). Die Aufenthaltsdauer unterschied sich mit ∅3±3d (TXA+) zu ∅3±3d (TXA-) nicht signifikant. In der TXA+ Gruppe gab es 3 Todesfälle (Herzinsuffizienz 6 Tage post OP, intraoperativer Schock, postoperativer kardiogener Schock). Andere perioperative Komplikationen traten in beiden Gruppen nicht auf (0 vs. 0 Lungenarterienembolien, Herzinfarkte, postoperative Thrombosen). Insgesamt war in 12 (TXA+) bzw. 10 (TXA-) Fällen eine offene Frakturreposition notwendig. Der Subgruppenvergleich zeigt hier eine Transfusionshäufigkeit von 33 % (TXA+) zu 30 % (TXA+, p = 0,867) bei einem errechneten BL von ∅1,4±0,9l (TXA+) vs. ∅1,8±0,6l (TXA-, p = 0.107).

    Beide Gruppen zeigten bei allen untersuchten Parametern keine signifikanten Unterschiede. Ein Vorteil bzgl. eines verringerten Blutverlusts durch die Gabe von TXA kann somit zunächst nicht bestätigt werden. Die Subgruppenanalyse der offen operierten Patienten zeigt (bei begrenzter Fallzahl) allerdings einen tendenziell geringeren Blutverlust unter TXA-Gabe. Dieser Trend sollte jedoch in Studien mit größeren Fallzahlen überprüft werden.

    Stichwörter Alterstraumatologie, pertrochantäre Femurfraktur, Tranexamsäure, Blutverlust, Blutungsmanagement


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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