Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S162
DOI: 10.1055/s-0040-1717737
Vortrag
DKOU20-764 Allgemeine Themen>26. Freie Themen

Inzidenz von Überlastungspathologien der Schulter nach Amputationen der kontralateralen oberen Extremität

V Rausch
*   präsentierender Autor
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum
,
M Heider
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum
,
C Heute
2   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Institut für Radiologie, Bochum
,
L Zieger
3   Care Center Rhein Ruhr, Bochum
,
Schildhauer TA
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum
,
J Geßmann
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum
,
M Königshausen
1   BG Universitätsklinikum Bergmannsheil, Chirurgische Klinik und Poliklinik, Bochum
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Major-Amputationen der oberen Extremität sind seltene Verletzungen, gehen aber mit erheblichen Einschränkungen für die betroffenen Patienten sowie einer Mehrbelastung der Gegenseite durch den höheren Einsatz einher. Durch diese Mehrbelastung können Beschwerden und potentiell ein frühzeitiger Verschleiß der Gegenseite durch Überlastung entstehen. Ziel der Studie war es, vermehrt vorhandene einseitige degenerative Veränderungen der Schulter nach kontralateraler Major-Amputation zu untersuchen.

    Methodik Alle Patienten mit Major Amputationen (proximal des Handgelenks) und Follow-up von >2 Jahren wurden mittels eines strukturierten Fragebogens und beidseitiger MRT der Schulter untersucht. Dabei wurde die allgemeine Lebensqualität (SF-36) und subjektive und objektive validierte Scores (ASES, SSV, DASH, Constant Score) erhoben. Durchgeführte MRT-Untersuchungen wurden von zwei verblindeten Ratern auf morphologische Veränderungen im Seitenvergleich zur Seite der Amputation hin untersucht.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung Insgesamt konnten 21 Patienten mit einem mittleren Alter von 56 ± 19,9 Jahren (23 - 82 Jahre) eingeschlossen werden. Die zeitliche Latenz seit der Amputation betrug im Mittel 26,3 ± 19 Jahre (3 - 73 Jahre). Der SF-36-Score lag im Mittel bei 45,6 Punkten. Die untersuchten Patienten zeigten einen SSV von 61,9 ± 24,6, einen ASES-Score von 54,5 ± 20,3, einen Constant-Score von 63,7 ± 40,4 und einen DASH von 47,6 ± 23,8 Punkten auf der unversehrten Seite. In der MRT konnten signifikant häufiger Komplettrupturen der Supraspinatus-Sehne (SSP) und ein artikularseitiger Erguß auf der kontralateralen Seite der Amputation gefunden werden, während der M. deltoideus signifikant mehr auf der Seite der Amputation atrophiert war. Eine vermehrte Omarthrose oder Partialrupturen der SSP konnten auf der kontralateralen Seite nicht nachgewiesen werden.

    Schlussfolgerung:

    Amputationen der oberen Extremität führen zu einem hohen Anteil an Schulterbeschwerden der kontralateralen Seite mit signifikant vermehrten Supraspinatussehnen-Rupturen. Dieser Tatsache sollte bei der Behandlung und Begutachtung der Patienten Rechnung getragen werden. Eine Differenzierung zwischen altersbedingtem Verschleiß und durch Überlastung aufgrund der geringen Fallzahl allerdings nicht möglich.

    Stichwörter Amputation, Schulter, Rotatorenmanschette


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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