Z Orthop Unfall 2020; 158(S 01): S177
DOI: 10.1055/s-0040-1717769
Vortrag
DKOU20-822 Allgemeine Themen>14. Endoprothetik

Welchen Einfluss hat das Alter, der BMI, das Geschlecht oder die Beinachse auf die Stabilität des Kniegelenks? - eine prospektive in vivo Studie

F Völlner
*   präsentierender Autor
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
M Weber
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
F Greimel
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
A Benditz
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
T Renkawitz
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
J Grifka
1   Orthopädische Universitätsklinik Regensburg, Bad Abbach
,
B Craiovan
2   Universitätsklinikum Marburg, Marburg
› Author Affiliations
 
 

    Fragestellung Eine optimale ligamentäre Führung über den gesamten Bewegungsumfang ist Voraussetzung für eine gut funktionierende Knietotalendoprothese. In der Literatur finden sich zahlreiche Hinweise, dass das Alter, Geschlecht, BMI und die präoperative Beinachse direkten Einfluss auf die Stabilität von Sehen und Bändern haben. Ziel dieser Studie ist daher die In vivo Bestimmung der Steifigkeit als Maß für die Stabilität des Kapselbandapparates des Kniegelenkes und die Berechnung des Einflusses der Prädiktoren Alter, Geschlecht, BMI und präoperative Beinachse auf die Steifigkeit.

    Methodik Im Rahmen einer prospektiven Studie wurden 40 Patienten (26 weiblichen, 14 männliche Probanden) eingeschlossen, bei denen die Implantation eines kreuzbanderhaltenden bikondylären Oberflächenersatzes (PFC Sigma, DePuy, USA) durchgeführt wurde. Das mittlere Alter betrug 69,2 a (SD 8,3 a) und der BMI 31,1 kg/m2 (SD 5,9 kg/m2). Ausschlusskriterien waren Voroperationen, Frakturen, Infektion oder sonstige Verletzungen des Kapselbandapparates. Die Operation erfolgte über einen medialen parapatellaren Zugang in navigierter Tibia first Technik. Die Steifigkeit selbst wurde nach der tibialen Präparation in 0 und 90° jeweils für das mediale und laterale Kompartiment getrennt bestimmt. Hierzu wurde die Aufdehnung mit Hilfe des Knee Balancer von Depuy per Video aufgezeichnet und die Kraft-Weg-Kurven rekonstruiert. Die Steigung des linearen Anteils der Kraft-Weg-Kurven (Steifigkeit) korreliert direkt mit der Stabilität des medialen bzw. lateralen Kapselbandapparats. Die Berechnung des Effektes erfolgte mittels eines linearen Mixed-Effekt-Modell.

    Ergebnisse und Schlussfolgerung In Streckung konnte am medialen Kompartiment eine Steifigkeit von 26,8 N/mm (IQR 10,89 N/mm) bzw. am lateralen Kompartiment 24,3 N/mm (IQR 8,5 N/mm) gemessen werden. In 90° Beugung betrug am medialen Kompartiment die Steifigkeit 36,4 N/mm (IQR 16,5 N/mm) bzw. am lateralen Kompartiment 32,7 N/mm (IQR 24,2 N/mm).

    Für den Prädiktor Alter errechneten wir die Schätzung des Effektes von -0,069 bei einem 95 % - Konfidenzintervall von -0,398 - 0,261. Der p-Wert beträgt 0,681. Hinsichtlich des BMI ergab die Schätzung des Effektes von -0,044 mit einem 95 % - KI von -0,500

    • 0,412 und einem p-Wert von 0,849. Für das weibliche Geschlecht betrug die Schätzung des Effekts 0,299 mit einem 95 % - KI von

    • 4,861 - 5,460. Der P-Wert ist 0,909. Für die Beinachse ergab sich eine Effektschätzer von 0,002 bei einem Konfidenzintervall von

    • 0,355 - 0,359 bei einem p-Wert von 0,993.

    In unserer Studie konnten wir zeigen, dass weder das Alter, der BMI, das Geschlecht noch die präoperative Beinachse ein klinischer Prädiktor hinsichtlich der Steifigkeit bzw. Stabilität des Kniegelenks darstellt.

    Stichwörter Stetigkeit, Stabilität, Kapselbandapparat Knie, Gelenkersatz, Mechanische Eigenschaften


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    Publication History

    Article published online:
    15 October 2020

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