Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e119-e120
DOI: 10.1055/s-0040-1717915
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Pränatal- und Geburtsmedizin I

Interpretation und Beurteilbarkeit von frühen Kardiotokographie-Aufzeichnungen

H Fluhr
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
K Lawo
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
M Elsässer
1   Universitätsfrauenklinik Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Zielsetzung Die Kardiotokographie ist eine gängige und gut etablierte Methode zur ante- und subpartalen fetalen Überwachung. Evidenzbasierten Daten zum Einsatz des CTGs in extrem frühen Schwangerschaftswochen fehlen allerdings zum aktuellen Zeitpunkt noch.

    Material und Methoden In einer monozentrischen, prospektiv-deskriptiven Studie wurden 141 Kardiotokogramme von Probandinnen zwischen der 21. und 25. Schwangerschaftswoche verblindet registriert und bezüglich der Herzfrequenzveränderungen, des AWMF-modifizierten FIGO- und Fischer-Scores sowie der Kurzzeitvariation ausgewertet.

    Ergebnisse Die Auswertung der Herzfrequenzparameter ergab von den für reife Feten etablierten Grenzwerten abweichende Ergebnisse für die Bandbreite und Akzelerationen. Im untersuchten Gestationsalter zeigte sich eine signifikant reduzierte Bandbreite sowie nur selten auftretende Akzelerationen. Anhand des AWMF-modifizierten FIGO-Scores wurden 91,9% der Kardiotokogramme als pathologisch bewertet. Der Fischer-Score bewertete hingegen 82,9% der Kardiotokogramme als suspekt und 1,6% als pathologisch. Die Berechnung der Kurzzeitvariation nach Dawes und Redman zeigte sich eine signifikante, positive Korrelation mit dem Gestationsalter. Die Werte der Kurzzeitvariation unterschieden sich nicht signifikant von den für das Gestationsalter oberhalb der 32. Woche etablierten Werten.

    Zusammenfassung Im untersuchten Gestationsalter treten gehäuft akzelerations- und dezelerationsähnliche Herzfrequenzmuster auf, die die etablierten Grenzwerte nicht erfüllen, weshalb sie nach aktuellem Standard in der Auswertung nicht korrekt berücksichtigt werden. Um die Kardiotokographie bereits in frühen Schwangerschaftswochen evidenzbasiert anwenden und interpretieren zu können, bedarf es folglich weiterer Studien, die an großen Kollektiven Normwerte in Abhängigkeit vom Gestationsalter erarbeiten und diese anschließend in bisher etablierte Score-Systeme integrieren.


    #

    Interessenkonflikt

    Es bestehen keine Interessenkonflikte.

    Publication History

    Article published online:
    07 October 2020

    © 2020. Thieme. All rights reserved.
    Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany