Osteologie 2021; 30(01): 62
DOI: 10.1055/s-0040-1722121
1. Nachwuchsforschungspreis-Symposium DAdorW + DGO + MuSkITYR

Abnehmende Handkraft als Indikator für eine erhöhte Sterblichkeit bei Patienten unter alleiniger spezifischer Osteoporosetherapie

A Sallakhi
1   Fakultät für Medizin, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Vienna
,
JR Andresen
1   Fakultät für Medizin, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Vienna
,
G Schröder
2   Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Klinik für Innere Medizin IV, Rostock
,
R Andresen
3   Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Heide
,
H-C Schober
2   Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Klinik für Innere Medizin IV, Rostock
› Institutsangaben
 
 

    Einleitung Patienten im höheren Lebensalter mit bestehender Osteoporose haben zusätzlich eine erniedrigte Muskelmasse und Muskelkraft - Sarkopenie. Hieraus resultieren funktionelle Einschränkungen und ein erhöhtes Sturz- sowie Verletzungsrisiko. Die Bestimmung der Handkraft gibt Auskunft über den allgemeinen Zustand der Muskelkraft im Ganzen und stellt einen Indikator für das physische Leistungsvermögen des alternden Menschen dar. In wieweit eine spezifische medikamentöse Osteoporosetherapie zu einer Verbesserung der physischen Leistung führt wurde bisher nicht umfangreich untersucht. Ziel unserer Studie ist eine Abschätzung des muskulären Systems mittels Verlaufsmessung der Handkraft bei Osteoporosepatienten unter alleiniger medikamentöser osteologischer Therapie und deren Einfluß auf die Mortalität.

    Methode Bei 478 Patienten [385 Frauen, Durchnittsalter 69,4 (54 - 87) Jahre/93 Männer, Durchschnittsalter 72,7 (55 - 79) Jahre] mit gesicherter Osteoporose erfolgte eine leitliniengerechte medikamentöse Therapie. Über einen Zeitraum von durchschnittlich 13 (4 - 16) Jahren erfolgte alle 2 Jahre eine Handkraftmessung (Smedley-Dynamometer). Zusätzlich erfolgte im Verlauf eine Vitamin D – Bestimmung. Die Mortalität dieser Patienten wurde mit der alters- und geschlechtsadaptierten Mortalität der Bevölkerung verglichen. Als statistisches Testverfahren zur Prüfung der Handkraftentwicklung im Verlauf wurde der Wilcoxon-Rangsummentest und zum Vergleich der verschiedenen Gruppen der Mann Whitney U Test angewendet.

    Ergebnisse Die Handkraft zeigte am Anfang einen Durchschnittswert bei Frauen von 25,6 (12 – 35) kg und bei Männern von 36,3 (28 – 50) kg. Im Verlauf kam es zu einer Verminderung der Handkraft bei Frauen auf 23,8 (11 – 37) kg/Minderung um 7 % und bei Männern auf 33,3 (26 – 53) kg/Minderung um 8,3 %, beides war signifikant (p < 0,005). Für die Gesamtgruppe fand sich eine Mortalitätsrate von 12,3 % (p < 0,001). Nach dem statistischen Bundesamt lag die Sterblichkeit für ein vergleichbares Kollektiv approximativ bei 11,4 %. In einer Subgruppe – Patientinnen mit einem zunehmenden Verlust an Knochenmineralgehalt, Abfall der T-Score – Werte durchschnittlich um -1,6 (-1,9 - -0,3) fand sich eine signifikante (p < 0,001) Minderung der Handkraft um durchschnittlich 30 %. Die Mortalitätsrate lag hier bei 41,3 % (p < 0,005). Die anfänglich sehr schlechten Vitamin D Werte bei > 80 % der Patienten normalisierten sich bei 354 von 478 (74,1 %) Patienten auf Werte > 30ng/ml.

    Diskussion Eine alleinige spezifische Osteoporosetherapie hat keinen positiven Einfluss auf die Handkraft und damit physische Fitness. Osteoporosepatienten mit zunehmender Handkraftminderung zeigen eine signifikant erhöhte Mortalität.

    Keywords Handkraft, Mortalität, Osteoporose, physische Fitness, Sarkopenie, Vitamin D Mangel

    Korrespondenzadresse Aria Sallakhi, Fakultät für Medizin, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Freudplatz 3, 1020 Vienna, Österreich

    E-Mail 1600672@uni.sfu.ac.at


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    Publikationsverlauf

    Artikel online veröffentlicht:
    05. März 2021

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