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DOI: 10.1055/s-0041-100713
Kardiologie: Lipidsenkung durch Rosuvastatin: Wie unterscheiden sich Statine?
Lipid lowering by rosuvastatin: How do statins differ?Neben Lebensstiländerung und Diät verschreiben Ärzte Statine zur Sekundär-prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Bisher lagen systematisch erfasste pharmakologische Daten zur Wirkung auf die Blutlipide nur für Atorvastatin vor. Mit ihrer Cochrane-Analyse haben Adams et al. nun die verfügbaren Studien zu Rosuvastatin ausgewertet.
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In das Review eingeschlossen wurden 108 Studien (n = 19 596). 18 beinhalteten einen Placebo-Arm, 90 waren als „Vorher-Nachher-Studie“ durchgeführt worden. Kardiovaskuläre Erkrankungen, Begleitkrankheiten und Hyperlipidämie waren keine Ausschlusskriterien. Auch hinsichtlich des Alters gab es keine Einschränkungen. Bei allen Studien hatten Wissenschaftler die Wirkung festgelegter Dosierungen von Rosuvastatin auf die Blutlipide während einer Therapiedauer von 3 bis 12 Wochen geprüft.
In einer Dosierung von 10–40 mg / Tag senkte Rosuvastatin das LDL-Cholesterin um 46–55 %, wie die Kombination aller Studienergebnisse mittels Inverser-Varianz-Methode ergab. Die Qualität der Evidenz für diese Effekte war hoch. Hinsichtlich LDL-, Nicht-HDL- und Gesamtcholesterin zeigte Rosuvastatin in Dosierungen zwischen 1 und 80 mg / Tag in den logarithmischen Dosis-Wirkungs-Kurven streng lineare Effekte. Der Einfluss auf HDL-Cholesterin war nicht dosisabhängig, insgesamt erhöhte das Statin den HDL-Spiegel jedoch um 7,3 % (95 %-Konfidenzintervall [KI] 7,1–7,6). Anhand von 10 der 18 placebokontrollierten Kurzzeit-Studien konnten die Autoren die Rate der Therapieabbrüche aufgrund unerwünschter Wirkungen untersuchen: Hier zeigte sich – allerdings mit hohem Bias-Risiko – kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen Verum und Placebo (relatives Risiko 0,84; 0,48–1,47).
Rosuvastatin in der üblich verschriebenen Dosierung senkt die Spiegel von Gesamt-, LDL- und Nicht-HDL-Cholesterin in Form einer linearen Dosis-Wirkungs-Kurve. Risiken des Statins lassen sich laut den Autoren anhand der vorliegenden Daten nicht gut beurteilen. Gründe dafür seien die kurze Studiendauer und fehlende Berichte über unerwünschte Wirkungen.
Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen
Kommentar aus der Praxis


Rosuvastatin ist aktuell de facto nur für Privatpatienten verfügbar, da alle anderen Versicherten eine Zuzahlung zum Festbetrag zahlen müssen. Diese macht Rosuvastatin in der Praxis kaum einsetzbar. Das Beispiel von Atorvastatin hat jedoch gezeigt, dass sich derartige Preisunterschiede nach Ablauf des Patents in kurzer Zeit nivellieren.
Das große Cochrane-Review von Adam et al. bestätigt die bekannte Wirksamkeit von Rosuvastatin: Bereits 5 mg senken das LDL-Cholesterin um 41 %, entsprechend etwa 40 mg Simvastatin. Wie für alle Statine gilt die „6 er Regel“, d. h. eine Verdoppelung der Dosis steigert die LDL-Cholesterin-Senkung um ca. 6 %. 10 mg Rosuvastatin senken das LDL-C um ~ 46 %, 20 mg um ~ 50 % und 40 mg um ~ 55 %. Eine so starke Senkung wird mit keinem anderen Statin erreicht. Die 80 mg-Dosierung ist nicht zugelassen. Eine spezifische HDL-erhöhende Wirkung von Rosuvastatin im Vergleich zu Atorvastatin wurde diskutiert, hat sich jedoch nicht bestätigt und ist mit hoher Wahrscheinlichkeit klinisch nicht relevant (SATURN-Studie).
Für die synthetischen Statine Atorvastatin und Rosuvastatin liegen mehrere randomisierte Studien vor, die eine potente Reduktion kardiovaskulärer Ereignisse zeigen. Das aktuelle Cochrane-Review mit mehr als 19 000 Patienten berichtet darüber hinaus eine exzellente Verträglichkeit. Das Interaktions-Potenzial (insbesondere an CYP450) von Atorvastatin und Rosuvastatin ist bei wesentlich besserer Wirksamkeit deutlich geringer als Simvastatin.
In Deutschland wenig beachtet: Die US-amerikanische Food and Drug Administration warnt vor Simvastatin. In den neuen Leitlinien der American Heart Association (AHA) und des American College of Cardiology wird der Einsatz des Statins nicht mehr empfohlen. Als Leitsubstanz vieler Kassenärztlicher Vereinigungen ist Simvastatin wissenschaftlich, klinisch oder wirtschaftlich kaum noch zu begründen und sollte aus meiner Sicht dringend überdacht und durch Atorvastatin ersetzt werden. Die aktuellen Daten der IMPROVE-IT Studie, die auf dem Kongress der AHA im November 2014 vorgestellt wurden, belegen erneut, wie bedeutend die LDL-Senkung zur Reduktion von Herzinfarkt und Schlaganfall ist.
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Interessenkonflikte
ABDA, AkdÄ, Amgen, AMK, AstraZeneca, Bayer, Berlin-Chemie, Boehringer Ingelheim, Daiichi Sankyo, DACH, DFG, EU, i-cor, Lilly, Medtronic, MSD, Pfizer, Roche, Sanofi, Servier, Stifterverband, Synlab, UdS, UKS
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