Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(10): 713
DOI: 10.1055/s-0041-101650
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© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Hyperparathyreoidismus: Cinacalcet überzeugt nicht

Peter Pommer

Ballinger AE et al. Calcimimetics for secondary ….
Cochrane Database Syst Rev 2014;
12 CD006254
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Publication History

Publication Date:
13 May 2015 (online)

 

    Einleitung | Hyperparathyreoidismus ist eine häufig auftretende Begleiterscheinung chronischer Nierenerkrankungen. Medikamente zur Senkung des Parathormonspiegels (PTH) wie Cinacalcet verbessern wirksam die Laborparameter, ihr Nutzen für das Wohlergehen der Patienten steht aber weiterhin zur Diskussion.


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    Studien | Die Cochrane Collaboration hat 2006 ein Review von 8 Studien zu diesem Thema veröffentlicht. Ein Update umfasste nun 18 randomisiert-kontrollierte Studien mit 7446 Patienten. Cinacalcet wurde entweder als Zusatz zur Standardtherapie mit Standardtherapie alleine oder mit Standardtherapie plus Placebo verglichen.

    Ergebnisse | Bei dialysepflichtigen Erwachsenen (GFR < 15 ml / min / 1,73 m2) verbesserte die Cinacalcet-Therapie das Gesamtüberleben nicht statistisch signifikant (relatives Risiko 0,97, 95 %-KI [0,89–1,05]). Die Behandlung mit Cinacalcet hatte mehrere positive und negative statistisch signifikante klinischer Effekte. Positiv:

    • weniger Parathyreoidektomien (RR 0,49 [0,40–0,59])

    • weniger Hyperkalziämien (RR 0,23 [0,05–0,97])

    Negativ:

    • mehr Hypokalziämien (RR 6,98 [5,10–9,53])

    • häufiger Übelkeit (RR 2,02 [1,45–2,81])

    • häufiger Erbrechen (RR 1,97 [1,73–2,24])

    Bei den Laborwerten senkte Cinacalcet statistisch signifikant den

    • Serum-PTH-Spiegel (Mean Difference – 281,39 pg / ml [- 325,84 bis – 234,94])

    • und den Kalziumspiegel (MD – 0,87 mg / dl [- 0,96 bis – 0,77]).

    Den Phosphat-Spiegel schien es nicht zu beeinflussen (MD – 0,23 mg / dl [- 0,58 bis 0,12]).

    Die Autoren schätzen die Qualität der Evidenz nach GRADE als hoch bis moderat ein, sodass weitere Forschung keine wesentlichen neuen Erkenntnisse erwarten lässt. Für Patienten nach Nierentransplantationen und mit anderen Stadien der Niereninsuffizienz liegen für eine Einschätzung noch zu wenige Daten vor.

    Eine regelmäßige Cinacalcet-Therapie reduziert die Häufigkeit von Parathyreoidektomien, hat aber keinen statistisch signifikanten Einfluss auf die Gesamtmortalität. Weil Hypokalziämien, Übelkeit und Erbrechen unter Cinacalcet zunehmen, überwögen die Nachteile möglicherweise die vorteilhaften Wirkungen dieser Substanz, so die Cochrane-Autoren.


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