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DOI: 10.1055/s-0041-102349
Chronisch obstruktive Lungenerkrankung: Pneumologische Rehabilitation punktet weiter
COPD: Pulmonary rehabilitation beneficialDie pneumologische Rehabilitation hat eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Da die COPD-Prävalenz immer noch steigend ist, steht heutzutage COPD im Vordergrund der Rehabilitationsforschung. Ein Cochrane-Review hat nun gezeigt, dass die Rehabilitation Leistungsfähigkeit und Lebensqualität verbessert.
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Die COPD ist in Deutschland eine häufige Todesursache. Die Folgen für Volksgesundheit und Gesundheitsökonomie sind riesig. Die Cochrane Collaboration bewertete bereits 2006 die Ergebnisse der pneumologischen Rehabilitation (PR) bei COPD und hat nun ein Update des Reviews vorgelegt, das 34 neue Studien berücksichtigt.
Es wurden insgesamt 65 randomisierte, kontrollierte Studien mit 3822 Patienten eingeschlossen, die PR von ≥ 4 Wochen Dauer mit üblicher ambulanter ärztlicher Behandlung verglichenen. Endpunkte waren Lebensqualität sowie körperliche und funktionelle Leistungsfähigkeit.
Die Behandlungsgruppen waren vergleichbar: Die initiale FEV1 betrug 39,2 % in der PR-Gruppe und 36,4 % in der Kontrollgruppe. 41 der PR-Programme fanden stationär und 23 ambulant statt.
Für alle untersuchten Endpunkte trat durch die PR eine statistisch signifikante Verbesserung ein, so z. B. in vier wichtigen Punkten des Chronic Respiratory Questionaire (CRQ) mit einer 7-Punkte-Skala:
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Dyspnoe mit einer mittleren Differenz (MD) von 0,79 (95 %-Konfidenzintervall [0,56–1,03]; moderate Evidenzqualität),
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Fatigue (MD 0,68; [0,45–0,92]; niedrige Evidenzqualität),
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Emotionale Funktion (MD 0,56; [0,34–0,78]; niedrige Evidenzqualität),
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Lebensbewältigung (MD 0,71; [0,47– 0,95]; niedrige Evidenzqualität).
Auch bei Verwendung des St. George‘s Respiratory Questionaire zeigte sich eine statistisch signifikante Verbesserung. Die Trainingsleistung in Watt stieg signifikant an mit einer MD von 6,77 ([1,89–11,65]). Auch die Ergebnisse des 6-Minuten-Gehtests verbesserten sich (MD 43,93 m; [32,64–55,21]). Die stationäre PR war der ambulanten laut CRQ-Daten überlegen.
Pneumologische Rehabilitation verbessert Dyspnoe, Fatigue, emotionale Funktionalität und die Fähigkeit zur Bewältigung des Alltags in einem moderaten, aber klinisch relevanten Ausmaß. Sie ist daher ein wichtiger Baustein des Behandlungskonzepts der COPD. Zukünftige Forschung auf diesem Gebiet sollte drauf fokussiert sein, welche Elemente der PR besonders wirksam sind.
Dr. med. Peter Pommer, Oberammergau
Kommentar aus der Praxis




Die wesentliche Botschaft dieses Cochrane-Reviews: Pneumologische Rehabilitation (PR) ist eine wichtige Komponente im gesamten Behandlungsprozess von COPD-Patienten.
Dennoch gilt es, diese Daten kritisch zu beleuchten, da die eingeschlossenen Studien ein sehr breites Spektrum bei Komponenten der PR, Qualität und Expertise abdecken. So wurden bei 25 der 65 eingeschlossenen Studien Patientenzahlen von ≤ 20 untersucht. Die Dauer der Maßnahmen reichte von 4–52 Wochen. Zudem wurden 41 Studien mit stationärer und 23 mit ambulanter Reha eingeschlossen, wobei sich letztere als weniger effektiv erwiesen hat. Zudem wurden Patienten mit unterschiedlichen COPD-Schweregraden eingeschlossen.
Warum die multimodale PR dem reinen Training bei der Lebensqualität nicht überlegen war, bleibt unklar. Wahrscheinlich ist dies der Inhomogenität der Daten geschuldet.
Weitere Studien zum Nachweis der PR-Effektivität werden nicht benötigt. Es geht nicht mehr um das Ob, sondern um das Wie: welches Training mit welcher Intensität, Expertise und Dauer benötigen Patienten verschiedener COPD-Schweregrade?
Die Ergebnisse dieses Reviews sind nicht ohne weiteres auf unser System übertragbar. Ambulante Angebote fehlen in Deutschland weitgehend. Die große inhaltliche Varianz der angebotenen Programme findet sich allerdings auch hier.
Fazit | Die PR muss klarer definiert und kontrolliert werden, damit Patienten wirklich hochwertige und angemessene Behandlung erhalten können. Wo außen PR drauf steht, muss auch innen gute, den individuellen Problemen der Patienten gerecht werdende PR drin stecken!
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Interessenkonflikte: keine.



