Dtsch Med Wochenschr 2015; 140(19): 1422
DOI: 10.1055/s-0041-103239
Aktuell Publiziert
Aus der Cochrane Library
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Koloskopie: Insufflation mit Wasser verringert Schmerzen

Colonoscopy: Water infusion reduces pain
Markus Escher
1   Zentrum für Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart
› Author Affiliations
Hafner et al.
Water infusion versus air ….
Cochrane Database Syst Rev 2015; CD009863
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Dr. med. Markus Escher
Zentrum für Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart

Publication History

Publication Date:
24 September 2015 (online)

 

Ein Großteil der Bevölkerung unterzieht sich im Laufe des Lebens einer Koloskopie. Damit die Kolskopie angemessen eingesetzt werden kann, ist nicht nur die Adenomdetektionsrate sondern auch die Akzeptanz der Prozedur entschiedend. Die Cochrane-Autoren prüften nun, ob die Insufflation mit Wasser statt mit Luft die Schmerzen während der Untersuchung reduzieren kann und welchen Einfluss die Methode auf die Detektionsrate hat.


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Die Cochrane-Autoren schlossen 16 randomisierte, kontrollierte Studien mit insgesamt 2933 Teilnehmern in ihr Review ein. Primäre Endpunkte waren der Anteil der erfolgreichen Intubation des Zökum und die Detektionsrate. Sekundäre Endpunkte waren z. B. Schmerz und Bedarf von Analgetika / Sedativa.

Während der Darm sich mit beiden Methoden gleich häufig vollständig untersuchen ließ (93,7 % mit Wasser vs. 93,6 %), hatte die Wasserinsufflation eine bessere Detektionsrate: So ließ sich in der Gruppe der mit Luft bei 31 % der Patieten mindestens ein Adenom finden, bei Wasserinfusion hingegen bei 36 % (relatives Risiko (RR) 1,16, 95 %-Konfidenzintervall [1,04–1,3]).

Durch Nutzung von Wasser statt Luft war die Schmerzintensität auf einer Skala von 0–10 statistisch signifikant um 1,57 Punkte verringert ([2,00 bis – 1,14]). Weniger Patienten brauchten zudem Bedarfsanalgetika oder -sedativa (RR 1,2; [1,14–1,27]).

Wohl wegen der reinigenden Wirkung des Wassers wurden im Vergleich mehr Adenome entdeckt. Angesichts der zahlreichen Koloskopien würde auch eine solch relativ geringe Verbesserung der Detektionsrate die Sterblichkeit an Kolonkarzinomen insgesamt merkbar senken, vermuten die Autoren. Durch die spürbare Reduktion der koloskopiebedingten Bauchschmerzen könnte das Verfahren zudem besser akzeptiert werden.

Dr. med. Susanne Meinrenken, Bremen

Kommentar aus der Praxis

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Dr. med. Markus Escher

Die Koloskopie ist bei Diagnostik und Therapie von Darmerkrankungen, aber auch für die Karzinomvorsorge eine bedeutsame Untersuchungsmethode in der Gastroenterologie. Nach wie vor sind jedoch die Adenomdetektionsraten und die Patientenakzeptanz (u. a. aufgrund von Schmerzen nach der Untersuchung) unbefriedigend.

Seit etwa 20 Jahren ist bekannt, dass eine Insufflation von Wasser anstelle von Luft die Koloskopie verbessern kann, sowohl technisch als auch beim Patientenkomfort. Bei Wasserinsufflation wird das kurvenreiche Sigma begradigt. Dadurch muss der Darm nicht so stark gedehnt werden wie bei Luft – das verringert die Schmerzen. Beschrieben wurden Insufflationsmengen von 0,2–2 Liter. Auch die Temperatur des verwendeten Wassers scheint eine Rolle zu spielen: Wärmeres Wasser trägt zur Vermeidung von Kolonspasmen bei.

Bereits 2012 publizierten Rabenstein und Kollegen eine Meta-Analyse, in welcher die Wasserkoloskopie mit der konventionellen Koloskopie verglichen wurde. Die Autoren folgerten, dass die Adenomdetektionsrate beider Verfahren gleich war, jedoch die Wasserkoloskopie zu einer deutlichen Schmerzreduktion führt. Dies senkt auch den Sedierungsbedarf.

Das aktuelle Cochrane-Review von Hafner et al. ging dieser Frage nun erneut nach. Die Komplettierungsraten der Untersuchungen unterschieden sich nicht. Die Adenomdetektionsrate war aufgrund der etwas besseren Darmreinigung bei der Wasserkoloskopie besser. Die Patienten, welche sich einer Wasserkoloskopie unterzogen haben, hatten signifikant weniger Schmerzen und benötigten ebenfalls signifikant weniger Sedierungsmedikation.

Die Ergebnisse dieser Cochrane-Übersicht sprechen für einen vermehrten Einsatz der Wasserkoloskopie in der Praxis. Allerdings wird dieses Verfahren aufgrund des höheren Aufwandes nicht breit eingesetzt.

In den letzten Jahren wird zunehmend anstelle von Luft CO2 zur Insufflation verwendet. Interessant wäre hier nun ein Vergleich der Wasserkoloskopie mit CO2-Insufflation. Eine erste randomisierte, kontrollierte, multizentrische Studie mit nicht sedierten Patienten liegt bereits vor. Die Häufigkeit von „starken“ und „mittelstarken“ Schmerzen war bei den Verfahren gleich, lediglich bei „leichten“ Schmerzen lag die Wasserkoloskopie vorn.


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Interessenkonflikte: keine


Dr. med. Markus Escher
Zentrum für Innere Medizin I, Robert-Bosch-Krankenhaus, Stuttgart


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