Dtsch Med Wochenschr 2016; 141(1): 16
DOI: 10.1055/s-0041-109068
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Aus der Cochrane Library
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

Kreuzschmerz: Radiofrequenz-Denervierung bei chronischen Kreuzschmerzen

Peter Pommer
Maas et al.
Radiofrequency denervation ….

Cochrane Database Syst Rev 2015;
10: CD008572
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Publication History

Publication Date:
28 December 2015 (online)

 

    Einleitung | 70 % der Bevölkerung leiden mindestens einmal im Jahr an Kreuzschmerzen – 15 % der Fälle von Arbeitsunfähigkeit sind darauf zurückzuführen. Bei 10–15 % der Patienten entwickeln sich chronische Kreuzschmerzen. Daraus resultieren hohe gesundheitsökonomische Kosten. Ein Cochrane-Review zum Stellenwert der Radiofrequenz-Denervierung bei chronischen Kreuzschmerzen wurde nun aktualisiert.


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    Studien | In das Review wurden 23 randomisierte, kontrollierte Studien mit 1309 Patienten eingeschlossen. 13 dieser Studien hatten ein niedriges Risiko für Bias. Bei allen Patienten wurde vor Studieneinschluss ein diagnostischer Nervenblock oder eine Provokations-Diskografie durchgeführt. Die meisten Studien untersuchten Beschwerden im Facettengelenk (n = 12) und Bandscheibenschmerzen (n = 5). Autoren bewerteten die Qualität der Evidenz nach GRADE als sehr niedrig bis moderat.

    Ergebnisse | Es gibt Evidenz moderater Qualität, dass die Denervierung die Schmerzen der Facettengelenke kurzfristig lindert. Verglichen mit Placebo betrug die mittlere Differenz – 1,47 (95 %-Konfidenzintervall [– 2,28 bis – 0,67]). Die Funktion verbesserte sich sowohl kurz- als auch langfristig (MD – 5,53; [– 8,66 bis – 2,40] und MD – 3,70; [– 6,94 bis – 0,47], niedrige Qualität der Evidenz). Evidenz sehr niedriger bis niedriger Qualität spricht dafür, dass die Denervierung wirksamer den Schmerz lindert als Kortikoid-Infiltrationen.

    Bei Patienten mit Bandscheibenbeschwerden zeigten sich widersprüchliche Ergebnisse: Die Denervierung zeigte kurzfristig keine Wirkung, linderte aber langfristig den Schmerz in geringem Maße. Im Bezug auf Kreuzschmerzen anderer Ätiologie gab es keine schlüssigen Daten. Die Autoren weisen darauf hin, dass die Radiofrequenz-Denervierung ein potenziell komplikationsträchtiges Verfahren ist.

    Nach Ansicht der Cochrane-Autoren gibt es nur Evidenz niedriger bis moderater Qualität, dass die Radiofrequenz-Denervierung chronische Kreuzschmerzen lindert oder die Funktion verbessert. Daher fordern die Autoren qualitativ hochwertige Studien mit höheren Patientenzahlen und Untersuchung der Langzeiteffekte.


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