CC BY-NC-ND 4.0 · Laryngorhinootologie 2021; 100(S 02): S144
DOI: 10.1055/s-0041-1728030
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Otologie / Neurotologie / Audiologie

Cross-modale Reorganisation bei schwerhörigen Erwachsenen

S Kerres
1   Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital, Bochum
,
B Suchan
2   Institut für Kognitive Neurowissenschaft, Ruhr-Universität Bochum, Klinische Neuropsychologie, Bochum
,
JP Thomas
1   Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital, Bochum
,
C Völter
1   Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital, Bochum
› Author Affiliations
 
 

    Das Ziel der vorliegenden Studie war es, die kortikale Reorganisation der visuellen und auditiven Sinnessysteme bei geringgradig, hochgradig Schwerhörigen sowie postlingual ertaubten Erwachsenen elektrophysiologisch zu untersuchen. 47 Erwachsene mit einem Altersdurchschnitt von 67.77 Jahren (SD 9.6) wurden eingeschlossen. 18 Probanden waren nach WHO-Kriterien normalhörend (63.67 J., SD 7.8), 17 gering- (75.06 J., SD 8.1) und 12 hochgradig schwerhörig (63.58 J., SD 8.1). Gemessen wurden die visuell evozierten Potenziale als Reaktion auf den Wechsel zweier Schwarz-Weiß-Muster am Bildschirm und die auditiv evozierten Potenziale auf die Silbe /ba/ bei 65 dB mit einem 29- Kanal-EEG nach dem 10/20-System. Analysiert wurden Amplitude und Latenz der P100 und N100.

    Das Ausmaß der visuellen Reorganisation war in der Gruppe der hochgradig Schwerhörigen abhängig vom Ausmaß der Höreinschränkung (P08Diff, p= .024). Dabei fand sich ein signifikanter Unterschied zwischen den vollständig tauben (n=5) und den hochgradig Schwerhörigen (n=7) (p = .011). Des Weiteren zeigte sich eine negative Korrelation zwischen dem Ausmaß der visuellen Reorganisation und dem postoperativen Sprachverstehen zwölf Monate nach der Cochlea-Implantation, gemessen am Freiburger Einsilber bei 80 dB (p= .025). In der auditiven Aufgabe fand sich ein signifikanter altersabhängiger Unterschied in der Amplitude der frontalen Elektroden (P100 und P100 Diff.) zwischen den Normalhörenden und den geringgradig Schwerhörigen (F3, p= .016).

    Eine postlinguale Schwerhörigkeit führt in Abhängigkeit vom Schweregrad derselben zu elektrophysiologisch nachweisbaren Veränderungen im Gehirn. Diese Erkenntnis könnte im Hinblick auf die Beratung von CI-Kandidaten prä- und postoperativ von Relevanz sein.


    #

    Interessenkonflikt

    Der Erstautor gibt keinen Interessenskonflikt an.


    Korrespondenzadresse

    Kerres Sophie
    Hals-, Nasen-, Ohrenheilkunde, Ruhr-Universität Bochum, St. Elisabeth-Hospital
    Bleichstraße 15
    44787 Bochum

    Publication History

    Article published online:
    13 May 2021

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