Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e11-e12
DOI: 10.1055/s-0041-1730473
Endokrinologie & Reproduktionsmedizin

Endometrial receptive profile (ERP): Eine Pilotstudie zur histologischen und immunohistochemischen Testung der endometrialen Funktion bei wiederholtem Implantationsversagen

M Murtinger
1   NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech, Bregenz (AT)
,
J Alfer
2   Institut für Pathologie Kaufbeuren-Ravensburg, Ravensburg (AT)
,
B Wirleitner
1   NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech, Bregenz (AT)
,
M Schuff
1   NEXTCLINIC IVF Zentren Prof. Zech, Bregenz (AT)
› Author Affiliations
 
 

Einleitung Die Nidation ist eine der kompliziertesten und bis dato am wenigsten verstandenen Vorgänge Faktoren beim der Entstehung einer Schwangerschaft. Die Nidation beschränkt sich auf einen kurzen Zeitraum (20.-24. Tag) während des durchschnittlich 28-tägigen Menstruationszyklus, der auch als „Implantationsfenster“ (engl. Window of Implantation WOI) bezeichnet wird. Die Bewertung des WOI und die Prüfung der endometrialen Rezeptivität sind dabei komplex. Aktuelle Ansätze basieren z.B. auf der Testung von Immunzellen (z.B.) Anteil natürlicher Killerzellen (uNK) oder auf OMICS-Analysen. Dabei ist die klinische Relevanz dieser Testungen zum einen immer noch umstritten, zum anderen sind diese Testungen oft aufwändig und teuer. Aus diesem Grund haben wir einen neuen Ansatz zum Testen des histologischen und funktionellen Endometriumaufbaus, sowie der endometrial-embryonalen Synchronität entwickelt.

Material und Methodik Diese fortlaufende Pilotstudie umfasst derzeit 31 Patienten mit RIF (recurrent implantation failure). Einschlusskriterien waren bei Frauen ≤ 35 Jahre ≥ 2 erfolglose Embryotransfers (ET) mit Blastozysten guter Qualität (nach Gardner Kriterien [2]) und bei Patientinnen > 35 Jahre ≥ 3 erfolglosen Transfers. Alle Patienten unterzeichneten eine Einverständniserklärung zur Teilnahme an der Studie. Im Testzyklus erhielten die Patientinnen eine Behandlung Endometriumaufbau. Jeweils eine Endometriumbiopsie wurden am Tag des hypothetischen Transfertages ET (P + 5) und eine weitere fünf Tage später (P + 10) in einem definierten Setting entnommen. Die (immun-) histochemische Bewertung beider Biopsien wurde nach Noyes-Kriterien [2] und nach Remmele und Steger [3] durchgeführt. Gleichzeitig mit den Biopsien wurden der Serumspiegel von E2 und P4 ausgewertet. Die darauffolgende Kryo-ET in nachfolgenden Zyklus wurde gemäß dem histologisch-pathologischen Bericht zeitlich angepasst.

Ergebnisse Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 37,5 Jahre (± 4,4). Die durchschnittliche Anzahl negativer In-house-Zyklen vor der ERP-Analyse betrug 3,1. Bei nur 6 Patienten wurde eine rechtzeitige Endometriumreifung diagnostiziert. Bei weiteren 6 Patienten ergab die immunhistologische Untersuchung eine geringfügige Abweichung der Endometriumreifung von ~ 1 Tag. Bei 14 Patienten wurde jedoch eine Verzögerung von ≥ 2 Tagen beobachtet. Bei 3 Frauen wurde ein völlig inhomogenes Bild mit unterschiedlichen Reifeverzögerungen (bis zu 3 Tagen) beobachtet. Bei den letzten beiden Patienten wurde eine Endometritis bestätigt. Bei Patienten, bei denen eine Verzögerung der Reifung beobachtet wurde, verzögerte sich die ET in einer nachfolgenden Kryo-ET (26 Patienten) um 1-2 Tage, abhängig von der Entscheidung des Arztes und nach Konsultation. Bei 6 Patienten mit rechtzeitigem Aufbau des Endometriums wurden nach Kryo-ET 3 laufende Schwangerschaften erhalten. Allerdings wurden nur 8 Patienten nach verzögerter ET mit 6 Implantationen und 4 laufenden Schwangerschaften schwanger.

Zusammenfassung Die Abklärung endometrialer Faktoren in der Infertilitätsdiagnostik gewinnt zunehmend an Bedeutung. Das ERP-Protokoll könnte ein einfacher und schneller Diagnosetest darstellen. Ob ein verzögerter Embryotransfer bei Patienten mit asynchronen Endometriumsreifung von Vorteil ist, muss allerdings noch bewiesen werden.

Interessenskonflikt Es bestehen keine Interessenskonflikte.


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  • Literatur

  • 1 Gardner DK, Lane M, Stevens J, Schlenker T. Schoolcraft WB. Blastocyst score affects implantation and pregnancy outcome: towards a single blastocyst transfer. Fertil Steril. 2000; 73: 1155-8.
  • 2 Noyes RW, Hertig AT, Rock J. Dating the endometrial biopsy. Fertil Steril 1956; 1: 3-25.
  • 3 Remmele W, Stegner HE. : Recommendation for uniform definition of an immunoreactive score (IRS) for immunohistochemical estrogen receptor detection (ER-ICA) in breast cancer tissue. Pathologe 1987; 8: 138-140

Publication History

Article published online:
02 June 2021

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  • Literatur

  • 1 Gardner DK, Lane M, Stevens J, Schlenker T. Schoolcraft WB. Blastocyst score affects implantation and pregnancy outcome: towards a single blastocyst transfer. Fertil Steril. 2000; 73: 1155-8.
  • 2 Noyes RW, Hertig AT, Rock J. Dating the endometrial biopsy. Fertil Steril 1956; 1: 3-25.
  • 3 Remmele W, Stegner HE. : Recommendation for uniform definition of an immunoreactive score (IRS) for immunohistochemical estrogen receptor detection (ER-ICA) in breast cancer tissue. Pathologe 1987; 8: 138-140