Z Gastroenterol 2021; 59(08): e183-e184
DOI: 10.1055/s-0041-1733548
Kolorektales Karzinom
Freitag, 17. September 2021, 16:15-17:43 Uhr, Saal 5
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Selektion von Patienten mit Rektumkarzinom für neoadjuvante Therapie - Ergebnisse der OCUM-Studie

JC Lauscher
1   Charité - Universitätsmedizin Berlin, Campus Benjamin Franklin, Berlin, Deutschland
,
S Stelzner
2   Städtisches Klinikum Dresden Friedrichstadt, Dresden, Deutschland
,
R Ruppert
3   München Klinik Neuperlach, München, Deutschland
,
S Merkel
4   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Erlangen, Deutschland
,
T Junginger
5   Universitätsmedizin Mainz, Mainz, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Es gibt aktuell keine generell akzeptierten Kriterien für die Selektion von Patienten mit Rektumkarzinom für eine neoadjuvante Therapie.

    Ziele Das Ziel dieser Studie war es, Kriterien für die Indikation zur neoadjuvanten Therapie zu bestimmen, die mit dem geringsten Risiko von Overtreatment und Undertreatment einhergehen.

    Methodik Patienten der multizentrischen prospektiven OCUM-Studie, die primär operiert wurden, wurden für diese Studie analysiert. Parameter des präoperativen Tumorstagings im MRT wie cT- und cN-Kategorie und minimaler Abstand zwischen Tumor und mesorektaler Faszie (zirkumferenzieller Resektionsrand; mrCRM) wurden mit der histopathologischen Aufarbeitung des Präparates verglichen. Korrektheit der Diagnose, Sensitivität, Spezifität und Genauigkeit wurden analysiert. Ein Abstand zum CRM ≤ 1 mm war als CRM-Positivität definiert.

    Ergebnis 609 Patienten wurden analysiert. Die T-Kategorie wurde mittels MRT korrekt in 63,5 % (386/608 Patienten) vorhergesagt. In 22,9 % (139/608) war die T-Kategorie overstaged und in 13,5 % (82/608) war sie understaged. Die Genauigkeit des MRT für Lymphknotenbeteiligung lag bei 56,5 % (344/609). In 22,0 % (28/127) der Patienten mit einem klinischen UICC-Stadium II und in 28,2 % (89/316) mit einem klinischen Stadium III wurde histopathologisch ein Stadium I diagnostiziert. Für den pathologischen CRM (pCRM) lag die Genauigkeit (accuracy) bei 86,5 % (527/609) und der negative prädiktive Wert des negativen pCRM mit Hilfe des negativen mrCRM lag bei 98,1 % (514/524) ohne Unterschied zwischen den beteiligten Zentren (p=0,600).

    Schlussfolgerung Wird die neoadjuvante Therapie indiziert basierend auf der klinischen T- und N-Kategorie im MRT, impliziert dies ein hohes Risiko von Over- und Undertreatment. Wird die Neoadjuvanz mittels mrCRM indiziert, ist dies sehr zuverlässig und impliziert nur ein geringes Risiko des Undertreatment. Die Ergebnisse unterstützen die Bestimmung des mrCRM als wichtigstes Kriterium zur Auswahl von Patienten zur neoadjuvanten Therapie ergänzend zu den Patienten mit einem T4-Karzinom.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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