Z Gastroenterol 2021; 59(08): e233
DOI: 10.1055/s-0041-1733680
Komplikationen bei Leberzirrhose
Dienstag, 14. September 2021, 13:30-14:50 Uhr, After-Work-Stream: Kanal 1
Leber und Galle

Invasive Pilzinfektionen bei Patienten mit Leberzirrhose auf Intensivstation: Prävalenz, klinische Merkmale, Risikofaktoren und Mortalität

E Pelivan
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Gastroenterologie, Heidelberg, Deutschland
,
M Kirchner
2   Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
U Merle
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Gastroenterologie, Heidelberg, Deutschland
,
J Seeßle
1   Universitätsklinikum Heidelberg, Abteilung für Gastroenterologie, Heidelberg, Deutschland
› Author Affiliations
 
 

    Einleitung Invasive Pilzinfektionen (IFI) stellen eine schwerwiegende Komplikation mit hoher Mortalität bei Patienten mit Leberzirrhose dar, insbesondere bei intensivmedizinischer Versorgung.

    Ziele Ziel der Studie war es, die Prävalenz, Risikofaktoren und Mortalität einer IFI bei Patienten mit Leberzirrhose und intensivmedizinischer Behandlung zu analysieren.

    Methodik In einer unizentrischen, retrospektiven Studie wurden 488 Patienten zwischen 01/2014 und 12/2019 erfasst. Die Diagnose IFI basierte auf mikrobiologischen Befunden (Blutkultur, bronchoalveoläre Lavage (BAL), intraabdominelle Abstriche/Punktate) sowie Nachweis von Galactomannan-Antigen in der BAL und im Serum. Demografische und klinische Parameter, Schweregrad der Erkrankung (Child-Pugh-, MELD-, CLIF-C OF/ACLF Score) sowie das Überleben wurden systematisch ausgewertet.

    Ergebnis 30 Patienten (6.1 %) wiesen eine IFI auf, davon 53.3 % eine Aspergillus-Pneumonie und 46.7 % eine Candida-Sepsis/-Peritonitis. Bei Aufnahme waren Child-Pugh-, MELD- und CLIF-C OF Score in der IFI-Gruppe signifikant höher als in der Non-IFI Gruppe (p< 0.001). IFI-Patienten wurden signifikant häufiger mit ACLF (acute-on-chronic liver failure) (p = 0.009) oder akuter hepatischer Komplikation (Aszites, Blutung, Enzephalopathie) aufgenommen, sodass eine invasive Beatmung, Hämodialyse, parenterale Ernährung, prolongierte Antibiotikagabe und längerer intensivmedizinischer Aufenthalt signifikant häufiger notwendig wurden (p< 0.001). Die 30-Tage-Überlebensrate lag nach Diagnosestellung in der IFI-Gruppe niedriger als in der Non-IFI-Gruppe (50 % vs. 66.8 %). IFI-Patienten ohne ACLF zeigten ein signifikant besseres 30-Tage-Überleben (83.3 % vs. 37.4 %, p = 0.03). Der ACLF-Grad und ein frühes Auftreten der IFI korrelierten signifikant mit einer verkürzten Überlebenszeit (r=-0.5, p≤0.05).

    Schlussfolgerung IFIs sind bei Patienten mit Leberzirrhose mit einem klinisch schwereren Verlauf und schlechterem 30-Tage-Überleben assoziiert. Dekompensationsereignisse, Vorliegen eines ACLF, invasive Maßnahmen und Höhe des MELD-Scores scheinen wesentlichen Einfluss auf Entstehung und Verlauf von IFIs zu haben.


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    Publication History

    Article published online:
    07 September 2021

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